Bevölkerung
Die Zusammensetzung der Bevölkerung ändert sich kontinuierlich. Also der Anteil von Männern und Frauen, Jungen und Alten, Berufstätigen und Rentenbeziehern an ihr. Zum einen altern alle Lebewesen und hinzu kommen Veränderungen durch Geburten, Tod und Zuzüge von außen bzw. durch Auswanderung (in den Statistiken Wanderungsbewegungen).
Bei dem Begriff und den wissenschaftl. Arbeiten zu dem Thema ist jeweils eine bestimmte Bevölkerung die Bezugsgröße. Einwohnerinnen der EU-Läder, Alte in einer bestimmten Stadt, künftige Schülerzahlen in einer Schulversorgungsregion, usw. Und wie gesagt werden Vergleiche als Zeitreihen angestellt. Bei der Bevölkerung eines Landes üblicherweise in 10-Jahres-Schritten, um die Veränderungen überhaupt sinnvoll diskutieren zu können.
Demografie ( vom griechischen demos = Volk und graphein = (be-) schreiben, die ältere Schreibweise: Demographie) ist in diesem Sinne die Beschreibung von Veränderungen innerhalb der Bevölkerungszusammensetzung. Sie ist eine wissenschaftliche Disziplin der Soziologie und der Mathematik, deren Gegenstand die Beschreibung, Analyse, auch grafische Darstellung und Prognose der Entwicklung der Bevölkerungsstruktur ist. Entwickelt wurde sie insbsondere anhand von Sterbetafeln in der Versicherungswirtschaft (wieviele Lebensversicherungen müssen in Zukunft ausbezahlt werden?).
Im engeren Sinn ist es die Beschreibung von Zuständen und Veränderungen der Bevölkerungszahl und Bevölkerungszusammensetzung mit Hilfe von statistischen Methoden; z. B. der Mittelwerte in Bezug auf die Geburtenhäufigkeit und das Sterbealter bestimmter Jahrgänge, Geburtenüberschuss bzw. Sterbehäufigkeit bei bestimmten Rahmenbedingungen (z.B. die Krankheitshäufigkeit oder auch Morbidität innerhalb der Bevölkerung). Dabei geht es auch um die Suche nach Erklärungen für die gefundenen Resultate bzw. für festgestellte Veränderungen der Bevölkerungsstruktur im Lauf der Zeit; z. B. im Rahmen der medizinischen Epidemiologie.
Demografische Themen
Verschiedene Themengebiete spielen in der Demografie eine tragende Rolle und werden u.a. in Form von Statistiken erfasst und ausgewertet. Die daraus resultierenden Ergebnisse sind beispielsweise auch Grundlage für politische Entscheidungen.
- Anzahl der Geburten
- Bedingungen für hohe Geburtenraten (auch: Welche Familienkonstellationen begünstigen viele Geburten? Abhängigkeit von Einkommen, Bildung, etc.)
- Anzahl der Schüler (auch Vorausschau), das Schulwesen
- Einwanderung
- Wanderungsbewegungen innerhalb eines Landes (z. B. aus den neuen Bundesländern nach Bayern etc.)
- Erwerbsleben (Ausbildung, Beschäftigung, Arbeitslosigkeit)
- Familie
- Einkommen (Reichtum, Armut)
- Lebenserwartung, Lebensqualität
- Krankheit (Neufälle in einem Jahr, Häufigkeit insgesamt, Behandlungsaufwand und -ergebnisse), Tod, Sozialversicherungen
Der demografische Wandel
Der "demografische Wandel" ist ein Schlagwort, das bestimmte Entwicklungen in Mittel- und Westeuropa etwas seit 1990 beschreibt. Dabei schwingen oft Ängste vor einem Bevölkerungsrückgang oder bei freier Zuwanderung vor einer Überbevölkerung mit.
Die Zahlen von 2008 und eine Bevölkerungsprognose für 2025: Ein immer höheres Durchschnittsalter, weniger Schülerinnen/-er, mehr Greise (die Statistik meint die über 80jährigen). Deutschland wird immer älter.
2006 war noch jeder zweite Bundesbürger jünger als 42 Jahre. 2025 wird die Hälfte der Bevölkerung älter als 47 Jahre sein, in einigen Regionen sogar älter als 53 Jahre. Der Durchschnitt verschiebt sich also um über fünf Jahre nach oben. Das bedeutet zum Teil wachsende und zum Teil schrumpfende Städte und Landkreise: eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt die wahrscheinlichen Auswirkungen des demographischen Wandels für alle Gemeinden über 5.000 Einwohnern.
Prognosen und ihre Bedeutung für das Gesundheitswesen
In einer Bevölkerungsvorausberechnung hat das Statische Bundesamt im November 2009 darauf hingewiesen, dass im Jahr 2060 jeder dritte Bundesbürger älter als 65 sein wird. Das ist nach den früheren Berechnungen nichts Neues. Aber der Teilbereich der Älteren über 80 Jahre wird sich bis 2060 von derzeit sieben Prozent auf 14 Prozent verdoppeln. Und natürlich werden die meisten dieser Älteren weitgehend gesund und selbständig leben. Aber es wird wahrscheinlich mehr pflegebedürftige Personen geben als heute.
Nach einer anderen Studie können (GEK, Rothgang) können Männer, die heute 60 Jahre alt sind, statistisch noch mit 20,7 Lebensjahren rechnen. 60-Jährige Frauen können sogar noch auf fast 25 Lebensjahre hoffen. Bei Männern und Frauen wird es statistisch für einen Teil eine relativ kurze Zeit hoher Pflegebedürftigkeit geben.
Eine realistische Vorhersage für so lange Zeit, wie sich dieser Faktor in Zukunft weiterentwickelt (plus oder minus X,x Jahre), ist zur Zeit methodisch nicht abgesichert. Dennoch gibt es viele Aussagen über Bedarfsentwicklungen in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens.
Hundertjährige
Hundertjährige Menschen oder die Hundertjährigen, 100jährigen werden in der Gerontologie oft (englisches Wort ist Centenarian) als Begriffe für die Gruppe der Personen verwendet, die hundert Jahre alt oder älter sind.
Oft werden diese Personen nach möglichen Gründen ihrer Langlebigkeit (engl. longevity) gefragt. Oder es werden die Orte oder Gegenden untersucht, in denen besonders viele Hundertjährige gelebt haben oder leben, um mögliche Faktoren zu finden, die diese Lebensdauer bei mehreren Personen begünstigt haben, können. Aus zunächst relativ unsystematischen Befragungen entstanden wissenschaftliche Untersuchungen, in die viele Parameter wie Blutwerte, Ernährungsgewohnheiten, genetische Ausstattung usw. einfließen. Beispiele sind Orte in Italien, Kasachstan und Japan. Auch in Deutschland gibt es seit den 1970er Jahren Untersuchungen zu dem Thema Hochaltrigkeit, die in der Gerontologie viel beachtet wurden.<ref>Z. B. von H. Franke und Schmitt: Hundertjährige. Fränk. Verlagsdruckerei, Würzburg. 1971. </ref>
Unterscheidung des Fachbegriffs von der Umgangssprache: der oder die Hundertjährige ist dagegen im Alltag zunächst die Einzelperson, die gerade ihren 100. Geburtstag, als hohen "runden" Geburtstag, feiert. In der Wissenschaft kommt es erst durch die Zusammenfassung von (systematischen wissenschaftlichen) Untersuchungsergebnissen bei vielen Hundertjährigen zu generellen Aussagen über das Altern von hochaltrigen Personen. So über das Forkhead-Box-Protein O3 (FOXO3, dafür ältere Bezeichnungen sind unter anderem FOXO3A und FKHRL1), einem Transkriptionsfaktor in Tieren und Pilzen, der im Mensch vom FOXO3-Gen kodiert wird. Das FOXO3-Gen wird in populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen z. B. als Alters-Gen, Greisen- oder Methusalem-Gen bezeichnet.
Beispiel Japan
In Japan leben zur Zeit (2009) 40.399 Menschen, die hundert Jahre oder älter sind. Zum Vergleich: In Deutschland sind es rund 6.000. Die Zahl der über Hundertjährigen hat sich dort in den vergangenen sechs Jahren verdoppelt. 86 Prozent der über Hundertjährigen in Japan sind Frauen.
Es gibt einen japanischen nationalen Feiertag „Tag der Senioren“. Die älteste lebende Japanerin ist 2009 114 Jahre alt.
Die Zahlen der Statistiken zeigen, dass die Lebenserwartung in Japan dank verbesserter medizinischer Versorgung und hohen Lebensstandards gewachsen ist und auch noch weiter wächst.
Japan gehört zu den Ländern mit der höchsten Lebenserwartung der Welt. Für Frauen beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung dort zur Zeit 86 Jahre, für Männer 79 Jahre – in Deutschland für Männer etwa gleich hoch und 83 für Frauen. Durchschnittliche Lebenserwartung heißt ja, dass die Hälfte der Personengruppe dieses Alter nicht erreicht - aber die andere Hälfte älter wird.
Auch in Japan gibt es eine demografische Entwicklung mit ähnlichen Problemen wie in Deutschland. Während früher die alten Menschen meist bei ihren Kindern lebten, leben Senioren heute oft allein oder, wenn sie versorgt werden müssen, in Heimen. Noch leben 40 Prozent der Älteren bei ihren erwachsenen "Kindern".
Meist wird in Japan Langlebigkeit mit bestimmten regionalen Ernährungsgewohnheiten in Verbindung gebracht.
Beispiele USA
In den Vereinigten Staaten (USA) gibt es als bekannte gerontologische Studien die New England Centenarian Study und die New England Supercentenarian Study (beide Studien an der Uni in Boston; als Supercentenarians werden die Personen gezählt, die über 109 Jahre alt geworden sind). Und die Fordham Centenarian Study (Fordham University ist die Jesuiten-Universität von New York) und die Saga Study des US National Institute on Aging.<ref>Genetic Variation and Resilience in Human Aging: The Saga Study. In The Gerontologist, Volume48, IssueSpecial Issue III Pp. 1-770 (2008) </ref>
Ein Ergebnis hat dort die Forschungsrichtung stark beeinflusst. Über 99 Jahre alt wurden mehr Personen, die selbst bereits sehr alte Geschwister haben (und umgekehrt). Das führte dazu, dass in den USA vermehrt nach einer genetischen Ursache von Langlebigkeit geforscht wird.<ref>Die New England Supercentenarian Study (Studie in Boston)
Family link to long life BBC News vom 10. Juni 2002
The secrets to longevity USA Today vom 22. Februar 2004 </ref>
Inzwischen wird dort vermutet, dass es eine Variante des Gens FOXO3A ist, die die Langlebigkeit fördert.<ref>Living longer thanks to the 'longevity gene' Physorg.com vom 3. Februar 2009 </ref>
Beispiele aus Deutschland
2009 gab es rund 10.000 Hundertjährige. Die Zahl der über Hundertjährigen hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt.<ref>HD 100 - Die Heidelberger Hundertjährigen-Studie; Rott u.a. Univ. HD, 28. Jan. 2011</ref> Es ist absehbar, dass sich diese Zahl in weiteren fünf Jahren erneut verdoppelt.
Weltbevölkerungstag
Der Weltbevölkerungstag, jeweils der 4. Juli, ist ein von der UNO propagierter Aktionstag. Er hat einen übergreifenden Bezugsrahmen. An ihm soll auf die mit dem Wachstum der Weltbevölkerung verbundenen Probleme hingewiesen werden.
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme, UNDP), ist ein Exekutivausschuss innerhalb der UN-Generalversammlung und hat den Weltbevölkerungstag erstmals 1989 ausgerufen. Das UNDP wird vollständig aus freiwilligen Beiträgen der UN-Mitgliedstaaten finanziert. Die Organisation hat Länderbüros in 166 Staaten.
Seine Geschichte
Nach unbestrittenen Schätzungen hat 1987 die Weltbevölkerung die Zahl von fünf Milliarden Menschen überschritten. 2009 beträgt die geschätzte Zahl 6,7 Milliarden Personen weltweit. Dabei ist eine genaue Zahlenangabe nicht möglich. Die Größe der Weltbevölkerung vor 2000 Jahren, also zu Beginn unserer Kalenderrechnung, wurde auf weniger als 5 Prozent davon geschätzt, auf etwa 300 Millionen. Prognosen zeigen für die Zukunft, dass die Weltbevölkerung weiter wachsen wird. Die Weltbevölkerung wird mindestens bis 2050 weiter wachsen, etwa auf prognostizierte acht bis neun Milliarden Menschen und insbesondere der Anteil der in den Städten lebenden Menschen wird weiter ansteigen. Erstmals werden 2050 in der gesamten Erdgeschichte mehr alte Menschen als Junge auf der Welt leben.
Diese Entwicklung läuft regional sehr verschieden: in vielen Ländern Afrikas ist das Bevölkerungswachstum fast ungebremst und ansteigend (bei gleichzeig hohen Todeszahlen im Erwerbsalter), während es in Südasien, Lateinamerika und vor allem Ostasien schon rückläufig ist. Typisch sind die Anstrengungen dazu in China und Indien. In Westeuropa liegt die Geburtenrate bei null und in Osteuropa schon etwas im negativen Bereich (Schrumpfen der Einwohnerzahlen).Von heute rückwärts betrachtet hat Frankreich 115 Jahre benötigt, um den Bevölkerungsanteil der Alten zu verdoppeln. Das riesige Land China brauchte dafür nur die letzten 27 Jahre. Die Wirtschaftsentwicklung wird mit dieser rasanten "Vergreisung" vermutlich nicht Schritt halten.
Sollte die Geburtenraten auch in den "jungen" Ländern (vom Altersdurchschnitt her) zurückgehen und die medizinische Versorgung immer besser werden, was generell überall zu fördern ist, hat das allerdings auch Auswirkungen für die jeweilige Bevölkerungsprognose. Denn dadurch ändert sich langfristig die Altersstruktur der Bevölkerung. Der Anteil Älterer wird steigen. Es wird zu jeweils zu einer ähnlichen Entwicklung kommen wie in Westeuropa und Nordamerika zwischen 1980 und 2030 (Die Bevölkerung altert im Gesamtdurchschnitt, der Anteil junger Menschen wird geringer, die Einwohnerzahl stabilisiert sich oder nimmt sogar etwas ab). In den reichen Industrienationen brachte die veränderte Alterspyramide die Rentensysteme ins Wackeln. In den wenig entwickelten Ländern existieren solche Versorgungssysteme gar nicht.Dort ziehen die Jugendlichen in die Stadt und die Alten bleiben auf dem Land zurück. Vor allem alte Frauen verelenden auf diese Weise, weil sie weltweit am ältesten werden.
Die Globalisierung hat auch dafür Konsequenzen: z. B. wenn vorausgesetzt wird, dass ein genügend großer Teil des in den Entwicklungsländern produzierten Kapitalertrags/Mehrwerts wirklich dort bliebe, könnte evtl. dort mit diesem Geld ein funktionierendes Alterssicherungssystem aufgebaut werden (damit ist gegenwärtig allerdings kaum zu rechnen).
Zitat
- "Während die Industrienationen zuerst reich wurden und dann alterten, werden die Entwicklungsländer altern, bevor sie es zu Reichtum gebracht haben."
- Gro Harlem Brundtland, Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation WHO, April 2002 beim UNO-Forum über das Altern der Weltbevölkerung in Madrid.
Weblinks und Literatur dazu
- Herwig Birg: Die Weltbevölkerung. Dynamik und Gefahren. C.H.Beck, 2003, 2. Auflage 2004. 144 S. ISBN 978-3-406-51919-2
Weblinks:
- Weltbevölkerung (Artikel bei Wikipedia)
- Deutsche Stiftung Weltbevölkerung
- Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
- CIA World Fact Book (engl. Suche z. B. unter Life expectancy at birth oder population)
Literatur
- Wichtiges Buch zu den deutschen Zahlen ist das jeweilige
- Statistische Jahrbuch 20xx. Herausgeben vom Statistischen Bundesamt. Ausführliche Informationen zu vielen Themen in 26 Kapiteln. via Url: www.destatis.de . Seit Veröffentlichung des Statistischen Jahrbuches 2006 steht die Publikation vollständig und kostenlos als Download im Internet zur Verfügung.
- Statistisches Bundesamt : Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 2009. Metzler-Poeschel. 753 Seiten. ISBN
- Statistisches Jahrbuch 2009 (kostenfreier Download als PDF-Dokumente)
- Zur Demografischen Lage (z. B. für 2011) siehe jeweils auch den aktuellsten Bericht des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (Teil des Stat. Bundesamtes).
Zudem werden Statistische Wochenberichte pubiliziert, die wöchentlich als kostenloser Download zu Verfügung stehen.
- Statistische Wochenberichte als Gesamtpaket oder als einzelne Kapitel (kostenfreier Download als PDF- oder Excel-Datei)
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