Die 1. große Kommunalreform 1937/1938

Aus Buergerwiki Bodensee
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Dieser Beitrag wurde 2011 im Rahmen der Projektarbeiten zum 200-jährigen Stadtjubiläum von einem ehemaligen Schüler des Graf-Zeppelin-Gymnasiums in Friedrichshafen geschrieben.



1. Die Gemeindereform von 1937

Das Wachstum der Industrie hielt weiterhin an und verstärkte sich sogar. Die Unternehmen Maybach-Motorenbau, Dornier-Metallwerke und auch die Zahnradfabrik dehnten sich schnell und stark aus. Auch der Flughafen nahm sehr viel Platz in Anspruch. Diese Verdichtung führte zu einem anhaltenden Siedlungsdruck und zum erneuten Expansionsbedürfnis der Stadt. Eine weitere Gemeindereform war unvermeidbar und so wurde 1937 Schnetzenhausen als eigene Gemeinde aufgelöst und zusammen mit den Ortsteilen Fischbach, Manzell, Seemos, Windhag, Spaltenstein, Jettenhausen, Waggershausen und Meistershofen der Gemeinde Friedrichshafen zugeführt. Auch Ailingen war von der Reform betroffen, indem es Allmannsweiler samt dem Flughafen an Friedrichshafen abtreten musste. Die Auswirkungen auf die Markungsfläche Friedrichshafens waren enorm. Sie wuchs auf 2837 Hektar an, also auf mehr als das Doppelte und die Einwohnerzahl stieg von rund 18.000 auf 23.000. Euphorische Stimmen erhoben sich, laut denen Friedrichshafens Platzproblem nun endgültig gelöst sei. Die Zukunft sollte allerdings zeigen, dass dies durchaus eine Fehleinschätzung war.


Auch andere Gemeinden des Oberamtes Tettnang waren von der Gemeindereform 1937 betroffen: Aus früher 21 Gemeinden wurden durch Eingemeindungen oder Zusammenlegungen 14 Gemeinden. Die Gemeindereform wurde hauptsächlich von dem Kreisleiter und SA-Führer Hans Seibold und der regierenden nationalsozialistischen Partei initiiert. Es sollte damit vor allem die Möglichkeit einer vorteilhaften Einteilung der NSDAP – Ortsgruppen gesichert werden. Nach außen hin wurde die Reform mit der mangelnden örtlichen Verbundenheit begründet. Man versprach sich eine bessere verkehrstechnische Verbindung der Wohnplätze und eine günstigere Verwaltung des nun zweckmäßigeren gegliederten Gemeindewesens.


2. Auswirkungen von Friedrichshafen als Garnisonsstadt

Am 9. April 1937 wurden in Friedrichshafen Feierlichkeiten abgehalten, die vor allem im Erfolg der Gemeindereform begründet lagen. Dies war aber nicht der einzige Grund. Tatsächlich lieferte noch ein anderes Ereignis einen Anlass zur Freude der Bürger: Friedrichshafen war nach 18 Jahren wieder Garnisonsstadt geworden und Soldaten zogen in die Flakkaserne ein. Dieses Ereignis stand aber auch im direkten Zusammenhang mit der Eingemeindung Schnetzenhausens, da dort eine Kaserne gebaut wurde. An diesem Tag herrschte Hochstimmung im Volk. Friedrichshafen präsentierte sich als Stadt des Nationalsozialismus. Überall waren die Häuser mit den Farben und den Symbolen der Partei geschmückt worden. Die damalige Euphorie der Menschen gegenüber der NSDAP zeigte sich auch an dem Jubel, mit dem die Soldaten empfangen wurden.


3. Die Kreisreform von 1938

Das Jahr 1938 stellte einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung der politischen Bedeutsamkeit Friedrichshafens dar: Aus dem Oberamt bzw. Landkreis Tettnang wurde der „Kreis Friedrichshafen“, wobei Friedrichshafen erstmals Kreisstadt eines Landkreises wurde. Dafür sprach ganz klar, dass die Stadt Friedrichshafen den Landkreis aufgrund ihrer Größe, ihrer Lage und insbesondere ihrer wirtschaftliche Stärke dominierte und damit eindeutig das Vorrecht gegenüber Tettnang hatte.


Die gesamte Kreis- und Gemeindereform ging sehr schnell und – nach außen hin – reibungslos vonstatten. Seibold sorgte dafür, dass seine Pläne zügig durch alle Instanzen gingen und bewilligt wur-den. Missfallen von Seiten des Landratsamtes und des Innenministeriums, sowie die Tatsache, dass die militärischen Instanzen bei der Entscheidung so gut ie übergangen wurden konnten den Verlauf nicht beeinflussen, da die Reform dem Willen der NSDAP entsprach und diesem strikt Folge zu leisten war.




Projektarbeiten des GZG zum 200-jährigen Stadtjubiläum: Kreis- und Gemeindereformen: Friedrichshafen und der Bodenseekreis