Pflegende Angehörige

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Pflegende Angehörige sind Personen aus dem Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis eines pflegebedürftigen Menschen, die diesen Menschen im häuslichen Bereich ganz oder teilweise im Sinne der Laienpflege versorgen und betreuen.

Der Kreis der Angehörigen kann über die Mitglieder der Familie hinausgehen und neben Verwandten, Ehepartner und Verschwägerten auch Freunde, Bekannte, Nachbarn und andere nahe stehende Personen mit einschließen. Der von den Angehörigen geleistete Anteil an der Betreuung und Pflege oder deren Qualität wird durch den Begriff Pflegende Angehörige zunächst überhaupt nicht näher definiert.

In vielen Fällen haben die Angehörigen den Pflegebedürftigen zu sich in die Wohnung genommen; in anderen Fällen sind sie selbst in die Wohnung des Pflegebedürftigen gezogen, leben in seiner Nähe oder in der unmittelbaren Nachbarschaft.

Professionelle Pflegedienste können zur Unterstützung hinzugezogen werden. Die anfallenden Kosten werden unter bestimmten Bedingungen ganz oder anteilig von der Pflegeversicherung getragen (Frage nach der Pflegestufe).

Situation in Deutschland

2008 waren in Deutschland etwa 2,25 Millionen Menschen pflegebedürftig im Sinne des Rechtes der Pflegeversicherung. Davon wurden ca. zwei Drittel in häuslicher Umgebung versorgt, hiervon wiederum etwa zwei Drittel ausschließlich von Angehörigen<ref>Statistisches Bundesamt 2008</ref>. Die Angehörigen unterstützen den Pflegebedürftigen bei den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, bei den alltäglichen Verrichtungen (Grundpflege) und bei Besorgungen und Behördengängen, sie beaufsichtigen ihn, leiten ihn an oder sie übernehmen diese Tätigkeiten selbst ganz oder teilweise anstelle des Pflegebedürftigen. Die Unterstützung im Rahmen der Nachbarschaftshilfe oder durch die Familienangehörigen kann gelegentlich geschehen, aber auch täglich und rund um die Uhr. Sie wird unentgeltlich geleistet oder auch gegen eine Art "Aufwandsentschädigung" in Form von Geldzuwendungen (z.B. Pflegegeld), Geschenken oder "Kost und Logis".

Hauptpflegeperson

Pflegende Angehörige nehmen eine Reihe von sozialen, rechtlichen, evtl. auch finanziellen und pflegerischen Aufgaben und Verantwortlichkeiten auf sich, die sich von der Situation beruflich pflegender Personen unterscheiden (Pflegepersonal). In der Pflege verbreitet ist die Bezeichung einer der pflegenden Personen in Abhängigkeit vom Umfang der tatsächlich geleisteten Pflege als Hauptpflegeperson. Diese stammt i.d.R. aus der Familie der gepflegten Person und ist in drei Viertel der Fälle weiblichen Geschlechts, z.B. Ehefrau oder (Schwieger-)Tochter, bei pflegebedürftigen Kindern die Mutter.<ref>Christa Büker:‘‘Pflegende Angehörige stärken‘‘. Stuttgart 2009, S.12</ref> Die Hauptpflegeperson gilt wegen ihrer umfassenden Präsenz und dem Maß übernommener Verantwortung auch als wichtige Ansprechperson für die beruflich Pflegenden, wenn die gepflegte Person ihre Angelegenheiten nicht (mehr) selbst regeln kann. Eine Hauptpflegeperson hat im juristischen Sinn nicht automatisch die Befugnisse eines "Betreuers". Betreuer sein setzt die Ernennung durch das zuständige Familiengericht voraus. aha

Literatur

  • Ilse Biberti (2006): ’’Hilfe, meine Eltern sind alt. Wie ich lernte, Vater und Mutter mit Respekt und Humor zu begleiten. ’’ Ullstein, 2006. 272 Seiten. ISBN 3-550-07887-0
  • Elisabeth Bubolz-Lutz (2006): Pflege in der Familie. Perspektiven. Lambertus, Freiburg, 2006. 224 Seiten. ISBN 978-3-7841-1662-4.
  • Dietl M., Kornhuber J., Schöffski O. , Gräßel E. (2010): Kosteneffektivitätsmodell eines ambulanten Hilfeangebotes für pflegende Angehörige von Demenzkranken.Gesundheitswesen 72, 99-105
  • Döbele, M. (2008): Angehörige pflegen. Ein Ratgeber für die Hauskrankenpflege. Springer-Verlag 2008. 273 S., 285 Abb. ISBN 978-3-540-72265-6
  • Grässel, E., Schirmer, B.: Freiwillige Helferinnen und Helfer in der stundenweisen häuslichen Betreuung von Demenzkranken, in: Pflege 4/2003, S. 216–221
  • Grässel, E.: Warum pflegen Angehörige? Ausgangspunkt eines Pflegemodells für die häusliche Pflege im höheren Lebensalter, Zeitschrift für Gerontopsychologie und -psychiatrie, 2/2000, S. 85–94 http://www.uke.uni-hamburg.de/eurofamcare
  • Wolfgang George (2006): ’’Als Angehöriger zwischen Patient und Gesetz. Ratgeber zur Orientierung im Gesundheitswesen. ’’ Balingen, Splitta, 2006. ISBN 3-938509-32-5
  • Ute George, Wolfgang George (2006): Aufbau einer Angehörigengruppe. In: Die Schwester/Der Pfleger: Ausgabe 07/2006
  • Lore Großhans (2003): Und wo bleibt mein eigenes Leben. Kreuz-Verlag, 2003.
  • Sabine Kühnert (1991): Das Verhältnis zwischen Angehörigen von Heimbewohnern und Mitarbeitern im Altenpflegeheim. Begegnungsformen , Konflikte, Kooperation. Lang, Frankfurt a / M, 1991.
  • [1] Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (2005): Pflegende Angehörige. Seite 1-19, o.O.
  • Christoph Lixenfeld: Niemand muss ins Heim: Menschenwürdig und bezahlbar - ein Plädoyer für die häusliche Pflege. Verlag Ullstein Tb, 2009. 279 Seiten. ISBN 978-3-548-37276-1
  • D Meier: Pflegende Familienangehörige von Demenzpatienten: ihre Belastungen, ihre Bedürfnisse, Zeitschrift für Gerontologie und Gerontopsychiatrie, 12/1999, S. 85–95
  • Martha Meyer: ’’Pflegende Angehörige in Deutschland. Ein Überblick über den derzeitigen Stand und zukünftige Entwicklungen.’’ Hamburg, Lit-Verlag, 2006. ISBN 3-8258-9921-7
  • [4] pflegende-angehoerige.net: http://www.pflegende-angehoerige.net/56.0.html, Zugriff am 24.11.07
  • Peter Sauer u.a. (Hrsg.) (2007): ’’Niedrigschwellige Hilfen für Familien mit Demenz. Erfahrungen, Beispiele, Perspektiven.’’ Frankfurt am Main, Mabuse, 2007. ISBN 978-3-938304-92-1
  • Wilfried Schnepp (Hrsg.) (2002): Angehörige pflegen. Hans-Huber-Verlag, 2002. ISBN 3-456-83677-5
  • Verbraucher-Zentrale (2002): Pflegende Angehörige - Balance zwischen Fürsorge und Entlastung. Verbraucherzentrale NRW, 2002.
  • Zank, S., Schacke, C.: LEANDER-Projekt, Längsschnittstudie zur Belastung pflegender Angehöriger von demenziell Erkrankten (LEANDER)*, FU Berlin, Abschlussbericht: http://www.uni-siegen.de/fb2/zank/ daten/abschlussbericht_leander_phase1.pdf

<references />

Englische Angaben:

  • [2] Canam C, Acorn S (1999): Quality of life for familiy caregivers of people with chronic health problems. In: Rehabilitation nursing (engl.)
  • [5] López et al. (2007): Assessment of the efficacy of a stress management program for informal caregivers of dependent odler adults. In: The Gerontologist: 205-214 (engl.)
  • [3] Savage S, Bailey S (2004): The impact of caring on caregivers´mental health. In: Australian health review (engl.)

Literarische Verfilmung des Themas

  • Annemarie Schoenle (Buch), Connie Walther (Regie): Und tschüss, Ihr Lieben! Komödie, Deutschland, 88 Minuten, 2003. Mitwirkende, u. a.: Barbara Ruland (Ulrike Kriener) pflegt ihre Schwiegermutter Lydia (Eva Pflug).

Weblinks


Siehe auch



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