Heimnoten
Die Beurteilungen der Heime durch den MDK — Die so genannten Heimnoten oder Pflegenoten des Medizinischen Dienst der Krankenkassen, sollen evtl. Kunden oder Interessierte (Laien, z. B. Angehörige auf der Suche nach einem Heimplatz) knappe Informationen darüber bieten, welche Qualität ein Pflegeheim oder Pflegedienst durch seine Dienstleistungen bietet. Dazu prüfen stichprobenartig die Angestellten des MDK unangemeldet unterschiedliche Bereiche und bewerten diese. Am Schluss errechnet der MDK aus den Einzelbewertungen der Bereiche eine Gesamtnote. Allerdings sagen die "Pflegenoten" -entgegen ihrem Namen- nur zu einem Teil etwas über die Qualität der jeweiligen Pflege einer Institution aus. Das Gewicht der einzelnen Notenbestandteile ist letztlich am Ergebnis der veröffentlichten Noten nicht richtig erkennbar. Im Unterschied zu Schulnoten gibt es auch keine Sechs bei den Einzelnoten, so dass am Ende die Durchschnittsnote rechnerisch zu einer "freundlichen" Darstellung der Leistungen führen kann.
Die Prüfungen durch den MDK sollen nach Ansicht des deutschen Gesundheitsministers die Beurteilung der Pflegeheime und Sozialstationen transparenter machen. Alle 10.400 Pflegeheime in Deutschland sollen künftig immer wieder überprüft werden – anhand eines Katalogs von 82 Fragen. Ähnliches gilt für Sozialstationen.
Inzwischen lässt sich der MDK der Kranken- und Pflegekassen auch "Pflege-TÜV" nennen, obwohl das kein wirklich zutreffender Vergleich ist.<ref>So funktioniert die Benotung der Altenheime. Der Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen hat Fragen und Antworten zum sogenannten Pflege-TÜV … (Augsb. Ztg. vom 25.01.2011)</ref> Denn ein TÜV setzt Sachverständige zur Prüfung eines nachprüfbaren Sachverhalts ein und führt selbst keine Reparaturen oder Autokäufe an den geprüften Gegenständen oder Anlagen durch. Hat also kein wirtschaftliches Interesse am Prüfgegenstand.
Entstehung
Die zunächst als Heim-, später oft Pflegenoten genannten Zahlen sollen nach Forderungen aus der Politik die bisher meist unveröffentlichten, von den Heimen unter Verschluss gehaltenen Prüfberichte des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) und der Heimaufsicht in Zensuren, wie in der Schule, ersetzen. Die Noten geben das Ergebnis einer neuen Form der Qualitätsprüfungen durch die Medizinischen Dienste wider und werden auch im Internet veröffentlicht<ref>Dabei handelt es sich um die Qualitätsprüfungen nach § 114 Abs. SGB XI. Diese Qualitätsprüfungen erfolgen nach bestimmten Kriterien, die in den Qualitätsprüfungs-Richtlinien des GKV-Spitzenverbandes vom 11. Juni 2009 festgelegt sind.</ref>. Die Pflegeheime sind verpflichtet, diese "Noten" auch vor Ort zu veröffentlichen.
Vorgehen zur Notenbildung
Es geht dabei z. B. um Antworten auf Fragen wie sauber ein Haus ist, wie mit den Bewohnern umgegangen wird, wie der Gesundheitszustand der Patienten durch das Personal beachtet wird? Zudem werden auch teilweise die Bewohner nach ihrer Meinung befragt (Anzahl dieser Fragen siehe unten). Die neuen "Noten" sind derzeit umstritten. Es erscheint zumindest unklar zu sein, ob bei den Prüfungen tatsächlich die Pflegequalität gemessen wird. Allerdings sind Sanktionen bei einer Durchschnittsnote schlechter als „ausreichend“ nicht geplant.
- Siehe dazu auch separate Listen der Beurteilungskriterien:
- Für den stationären Bereich für diese Fünf Qualitätsbereiche
- Im ambulanten Bereich werden diese Vier Qualitätsbereiche berücksichtigt.
Pflegeheime
Die Prüfung und Bewertung soll sich auf fünf bzw. vier unterschiedliche Qualitätsbereiche beziehen. Diesen fünf Bereichen ist jeweils eine unterschiedliche Anzahl von einzelnen Beurteilungskriterien zugeordnet, die mit einander zu einer Teil-Note verrechnet werden:
- Pflege und medizinische Versorgung (35 Kriterien)
- Umgang mit demenzkranken Bewohnern und anderen gerontopsychiatrisch veränderten Menschen (10 Kriterien)
- Soziale Betreuung und Alltagsgestaltung (10 Kriterien)
- Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene (9 Kriterien)
- Für diese vier Bereiche wird zusätzlich der Durchschnitt als Gesamtnote ausgewiesen.
- Es folgt das Ergebnis einer Befragung der Bewohner, als Kundenzufriedenheit separat dargestellt (18 Kriterien)
Bei Pflegediensten
Bei Pflegediensten werden folgende 49 Einzelkriterien berücksichtigt. Diese Kriterien sind den drei Bereichen zugeordnet:
- Pflegerische Leistungen (17 Kriterien)
- Ärztlich verordnete pflegerische Leistungen (10 Kriterien)
- Dienstleistungen und Organisation" (10 Kriterien)
- deren Durchschnitt ergibt eine Gesamtnote
- Auch hier wird noch eine Note für die "Befragung der Kunden" ausgewiesen. (12 Kriterien)
Wer entscheidet über die Kriterien?
Die Kriterien, nach denen die Prüfungen vorgenommen werden, sind von der Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Träger der Sozialhilfe, der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände, der Vereinigung der Träger der Pflegeeinrichtungen und dem GKV-Spitzenverband nach § 115 Abs. 1a SGB XI in so genannten Transparenzvereinbarungen festgelegt worden.
Die Noten werden auf der Grundlage der Ergebnisse der Qualitätsprüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen vergeben, die nach den in den Qualitätsprüfungs-Richtlinien des GKV-Spitzenverbandes vom 11. Juni 2009 festgelegten Kriterien durchgeführt werden.<ref>Qualitätsprüfungs-Richtlinien</ref>
Es folgen Angaben zur Bewohneranzahl und den in die Untersuchung einbezogenen Bewohnern.
Kritik an den "Noten"
Das Ergebnis von Befragungen der Bewohner / Kunden der Einrichtungen wird am Schluss als Kundenzufriedenheit separat dargestellt. Dadurch kann bei den Lesenden der Schluss gezogen werden, dass diese "Note" entscheidend für die Qualitätsprüfung sei.
(z B
.....
Im Grunde sollten die Pflegenoten Kunden einen ersten Anhaltspunkt bieten, ob eine Einrichtung die Pflege des Angehörigen im gewünschten Maße erfüllen kann. Damit kann man wohl ganz schlechte Heime oder Dienste pauschal aussortieren. … )
— noch zu ergänzen —
Weblinks
Zum Verfahren (Darstellung der Kassen)
- Kriterien und Bewertungssystematik des MDK für Heime (stationäre Einrichtungen; also die Prüfungsfragen)
- Kriterien und Bewertungssystematik des MDK für ambulante Pflegedienste
- Links, um zu den einzelnen Veröffentlichungen zu gelangen, funktionieren über die verschiedenen Krankenkassen, bei …
- www.aok-gesundheitsnavi.de (AOK)
- www.bkk-pflege.de (BKK)
- www.der-pflegekompass.de (Knappschaft, LSV, IKK)
- www.pflegelotse.de (vdek - Verband der Ersatzkassen)
- Die Portalseite des GKV-Spitzenverbands zu den Pflegenoten (Pflegekassen-Dachverband). (Die ersten Veröffentlichungen für 40 Pflegeheime liegen seit 1. Dezember 2009 vor.)
Bewertungen
- Pflegenoten sind nicht wissenschaftlich fundiert. Untersuchung von Prof. Dr. Marcellus Bonato für die Diakonie RWL kritisiert die Methodik der Transparenzberichte. Als Konsequenz empfiehlt Bonato einen gänzlich neuen Entwurf der Methodik statt kleinerer Nachbesserungen am Verfahren. 6. Mai 2010 (auch Download der Gutachterlichen Stellungnahme. Bonato arbeitet im Fachbereich Pflege und Gesundheit der Fachhochschule Münster.)
- Bundesinteressenvertretung der Nutzer von Wohn- und Betreuungsangeboten im Alter. Aufbau noch eines Verzeichnisses sämtlicher Altenheime in Deutschland (geplant sei es mit Informationen nicht nur zu Leistungen, sondern auch zur Lebensqualität! Das Projekt findet in Zusammenarbeit mit ISIS, Institut für soziale Infrastruktur, Frankfurt/Main, statt. Es wird fachlich unterstützt von einem Begleitgremium und vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz finanziell gefördert.)
- Martina Hasseler, Karin Wolf-Ostermann: Wissenschaftliche Evaluation zur Beurteilung … der Pflege-Transparenzvereinbarungen für den ambulanten (PTVA) und stationären (PTVS) Bereich (inklusive der Empfehlungen des Beirates zur Evaluation der Pflege-Transparenzvereinbarungen; Juli 2010, im Auftrag der Vertragspartner nach § 113 SGB XI erstellt; PDF-Datei)
Medienberichte 2012
Vorsicht Lücke, hier fehlen Berichte und Stellungnahmen
- zum so genannten 3. Pflege-Qualitätsbericht des MdK vom April 2012
Original:
Ausgewählte Ergebnisse des 3. Pflege-Qualitätsberichts (mds-ev.de, 24.4.12)
Medienberichte 2011
Medienberichte 2010
- Stephan Dorschner, Noten bieten nicht mehr Orientierung für Pflegebedürftige und deren Angehörige. Sind z.T. irreführend. und bad e. V.: Pflegeeinrichtungen sollten sich gegen rechtswidrige Internet-Publikationen wehren(beide bei bibliomed.de, 11. Jan. 2010)
- Wolfgang Wagner: Pflege-TÜV: Verbessern statt verdammen. Leitartikel der Frankfurter Rundschau vom 3. September 2010
Medienberichte 2009
- MDS: Erste Pflegenoten zeigen gute und schlechte Qualität der Heime - Transparenzkriterien wirken. MDS, Berlin, 8. Oktober 2009
- Michael Bergius: Per Mausklick zum besten Pflegeheim – Krankenkassen stellen Fahrplan für Betreuungs-TÜV vor / Noten von sehr gut bis mangelhaft. Frankfurter Rundschau vom 3. März 2009
- MDS sagt: Veröffentlichung der Pflegequalität bringt Versicherten und Betroffenen zuverlässige Informationen, 2. März 2009
- Ingo Bach: Keine Noten für die Pflegeheime – Die vorgeschriebene Qualitätsprüfung kann in Berlin nicht umgesetzt werden: Es fehlt ein Bewertungskatalog – und auch das Personal. Tagesspiegel vom 23. Feb. 2009
- Report Mainz: Wie schlechte Heime zu guten Noten kommen, 9.2.2009, 21.45 Uhr im Ersten Fersehprogramm
- Wie seriös sind die neuen Pflegeheim-Zeugnisse?, tz, 14. Jan. 2009
Weitere Literatur
- Unter www.pflegenoten.info werden 100+ Pressemeldungen zum Thema bis Ende 2010 dokumentiert.
Bemerkungen, Belege von Zitaten
<references />
Bilder, Zeitungsberichte
- Bilder zum Thema bei: stern.de Tipps: So erkennen Sie ein gutes Pflegeheim
Wie erkennt man eigentlich, ob ein Pflegeheim gut oder schlecht ist?stern TV gibt Tipps, worauf man bei einem ersten Rundgang achten sollte.
Laut einem neuen Pflege-Qualitätsbericht hat sich die Qualität der Pflege deutlich verbessert. Doch Pflege-Experten bezweifeln seine Aussagekraft. (vom Mai 2012)
Sendung vom 3.5.2012 | 20.15 Uhr | Länge 13:18 Min.