Heiden
Heiden in Appenzell Ausserrhoden
Heiden ist eine politische Gemeinde im Vorderland des Kantons Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz.
Geographie
Heiden befindet sich im Appenzeller Vorderland. Politisch gehört es zum Kanton Appenzell Ausserrhoden. Das Dorf liegt eingebettet zwischen Kaien, Bischofsberg und Freudenberg, rund 400 Meter über dem Bodensee auf 790 Meter. Der Gstaldenbach, der Dorfbach, entspringt am Kaien, fliesst durchs Dorf und bildet unterhalb davon ein tiefes Tobel. Der tiefste Punkt der Gemeinde befindet sich auf 470 Meter bei der Engi am Gstaldenbach, der höchste Punkt oberhalb der Risi auf 1030 Meter. Die Fläche der Gemeinde Heiden beträgt 748 ha.
Geschichte
Das Gebiet der späteren Gemeinde Heiden war Teil der Gemeinde Kurzenberg («der Kurzenberg»). Der Kurzenberg war – entsprechend seiner ursprünglichen politischen Zugehörigkeit – nach Thal SG kirchgenössig. 1652 lösten sich Heiden und Wolfhalden wegen des langen Kirchweges von der Mutterkirche Thal und bauten eigene Gotteshäuser. Damit wurde Heiden eine selbständige Gemeinde.
Die ersten urkundlichen Nennungen des Namens Heiden – Heiden abgeleitet von Heide (unbebautes Land) – erschienen 1512, 1536 und 1540. Das Gebiet der heutigen Gemeinde Heiden wurde aber schon im 14. und 15. Jahrhundert urbar gemacht.
Am 7. September 1838 vernichtete ein Dorfbrand, von einem heftigen Föhnsturm begünstigt, 129 Gebäude samt der Kirche im Dorfkern und den nördlichen Gemeindeteilen. Innerhalb zweier Jahre entstand das Dorf neu, in regelmässiger klassizistisch-biedermeierlicher Anlage.
Ab 1848 entwickelte sich Heiden zum Molkenkurort. Das Wirken des Augenarztes Albrecht von Graefe und des Neurologen Heinrich Frenkel machte Heiden nach 1860 zu einem der berühmtesten Kurorte Europas. Karl I., der letzte Kaiser von Österreich, und der deutsche Kaiser Friedrich III. zählten zu den Gästen. Die Glanzzeit des Kurortes endete mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 erlebt Heiden als Kur- und Ferienort eine Renaissance. Beigetragen hat dazu auch die Eröffnung eines neuen Kursaals 1957.
Ab 1850 wurden auf den ausgebauten Strassen Reisepostverbindungen eröffnet. Die erste Linie führte über Grub nach St. Gallen. Weitere Verbindungen entstanden nach Rheineck, Trogen, Oberegg und ins Rheintal. Ab 1906 löste das Postauto die Pferdekutschen ab. 1875 schloss die Rorschach-Heiden-Bergbahn (RHB), die einzige Zahnradbahn am Bodensee, Heiden an das schweizerische Schienennetz in Rorschach an.
1874 nahm das vorderländische Bezirkskrankenhaus, das heutige Kantonale Spital Heiden, seinen Betrieb auf. Hier verbrachte Henry Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes, von 1887 bis 1910 die letzten 23 Lebensjahre.
1902 wurde die erste katholische Kirche in Heiden gebaut, die 1963 einem Neubau wich. 1936 fiel die evangelische Kirche erneut einem Brand zum Opfer. Beim Wiederaufbau blieb das klassizistische Äussere bewahrt, während die Kirche im Inneren von der Quer- zur Längskirche wurde.
Wirtschaft
Zur allgemein verbreiteten Gras- und Milchwirtschaft gesellte sich im unteren Gemeindeteil schon früh der Weinbau, der heute allerdings wieder verschwunden ist. Ebenso wurde früher auf dem Gemeindegebiet Getreide angebaut. Das Textilgewerbe entwickelte sich zu grosser Blüte. Weberei- und Stickereiwaren, zunächst aus Leinen, dann aus Baumwolle und Seide, wurden hergestellt. Die Tradition der Seidenweberei hat sich bis heute in einem grossen Industriebetrieb erhalten.
Der Tourismus entwickelt sich seit dem Dorfbrand 1838 stark und ist noch heute ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Heiden war und ist bekannt für seine Molkenkuren. Bis um 1974 logierten die Kurgäste im bekannten Hotel Freihof an der Poststrasse, ab dann im neu errichteten Kurhotel Heiden (heute Hotel Heiden), in dem noch heute die Molkekur angeboten wird.
Verkehr
Heiden hat mit der Rorschach-Heiden-Bergbahn Anschluss an das Netz der SBB in Rorschach und durch zwei verschiedene Postauto-Linien nach St. Gallen, ausserdem bestehen Postauto-Verbindungen mit vielen umliegenden Gemeinden Rheineck, Walzenhausen, St. Margrethen, Heerbrugg, Altstätten, Trogen und Wald.
Kultur und Tourismus
Wegen seines klassizistischen Ortskerns vermarktet sich Heiden als "Biedermeierdorf".
Seit 2016 findet Ende Mai das Heiden Festival für Neue Volksmusik statt.
Sehenswürdigkeiten
- einheitliches Ortsbild im klassizistischen Stil (Biedermeier-Zeit)
- Reformierte Kirche Heiden AR, querrechteckiger klassizistischer Bau von 1840
- moderne katholische Kirche (1963)
- Henry-Dunant-Museum Heiden
- Chindlistein, ein vorzeitlicher Schalenstein (beim Hof Rasplen, ca. 2 km südöstl.)
- Witzweg nach/von Walzenhausen
- Das Schwimm- und Sonnenbad aus den frühen 30er Jahren<ref>Georg Frey, Moritz Flury-Rova: Das Schwimm- und Sonnenbad Heiden. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 785, Serie 79). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2005, ISBN 978-3-85782-785-3.</ref>.
- Der Kursaal im Stil der späten 50er Jahre, mit Wandbildern von Mario Comensoli<ref>Arthur Oehler, Jürg Zürcher, Ueli Lindt: Der Kursaal in Heiden. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 883, Serie 89). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2011, ISBN 978-3-85782-883-6.</ref>
Filme
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Literatur
- Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Band 3: Der Bezirk Vorderland. (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 72.) Birkhäuser AG, Basel 1981, ISBN 3-7643-1251-3, S. 151–218.
Verweise und Quellen
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