Gewalt in der Pflege: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Begriff '''Gewalt in der Pflege '''oder''' Gewalt in Pflegebeziehungen''' wird überwiegend benutzt, wenn Pflegende (egal ob pflegende Angehörige oder professionell Pflegende) mit körperlicher Gewaltanwendung oder massivem Zwang in einer Pflegesituation etwas gegen den Willen der betroffenen Person durchsetzen (wollen). Dies sind immer kriminelle Handlungen. | Der Begriff '''Gewalt in der [[Pflege]] '''oder''' Gewalt in Pflegebeziehungen''' wird überwiegend benutzt, wenn Pflegende (egal ob pflegende Angehörige oder professionell Pflegende) mit körperlicher Gewaltanwendung oder massivem Zwang in einer Pflegesituation etwas gegen den Willen der betroffenen Person durchsetzen (wollen). Dies sind immer kriminelle Handlungen. | ||
''Gewalt in Pflegebeziehungen'' wird seit einigen Jahren als ein Ausbildungsthema in der Pflege angesprochen. Bis 1995 wurde Gewaltausübung durch professionell Pflegende allerdings eher als ein Tabuthema in Ausbildung und Fachöffentlichkeit umgangen. | ''Gewalt in Pflegebeziehungen'' wird seit einigen Jahren als ein Ausbildungsthema in der Pflege angesprochen. Bis 1995 wurde Gewaltausübung durch professionell Pflegende allerdings eher als ein Tabuthema in Ausbildung und Fachöffentlichkeit umgangen. | ||
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sr-online, 20.6.12 | |||
http://www.sr-online.de/nachrichten/29/1439153.html | |||
Saarbrücken: Sozialminister reagiert bestürzt auf MisshandlungsvorwürfeDie mutmaßlichen Misshandlungen auf einer saarländischen Pflegestation sind trotz Kontrollen monatelang nicht aufgefallen.Ein Sprecher des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung sagte, es habe eine Beschwerde über die Qualität der Pflege in dem Seniorenzentrum in Elversberg gegeben. Bei einer Überprüfung im Dezember seien aber keine Hinweise auf Misshandlungen gefunden worden. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) wirft zwei Pflegern der Station vor, zwischen Dezember und Mai mehrere Patienten misshandelt zu haben. Es soll zwei Todesfälle gegeben haben. | |||
saarbruecker-zeitung, 20.6.12 | |||
http://www.saarbruecker-zeitung.de/aufmacher/Saarbruecken-Spiesen-Elversberg-Arbeiterwohlfahrt-AWO-Awo-Seniorenzentrum-Pfleger-Pflegeskandal;art27856,4335659#.T-NWRe3FCMM | |||
Saarbrücken/Spiesen-Elversberg | |||
Missbrauch: Arbeiterwohlfahrt zeigt zwei Pfleger an | |||
Von SZ-Redakteur Michael Jungmann | |||
Im Awo-Seniorenzentrum Elversberg haben zwei Mitarbeiter angeblich Pflegepatienten misshandelt, gequält und gedemütigt. Verantwortliche der Wohlfahrtsorganisation sprechen von „abgrundtiefem Sadismus“. (Veröffentlicht am 20.06.2012) | |||
Die AWO hat von sich aus zwei Mitarbeiter der Altenpflege wegen des Verdachts des Totschlags in zwei Fällen, der Mißhandlungen, des Diebstahls, der unterlassenen Hilfeleistung und des Mißbrauchs und Diebstahls von Betäubungsmitteln angezeigt. | |||
Hier AWO Rechtsanwalt Klaus John, Geschäftsführer Karl Fischer und Landesvorsitzender Paul Quirin (v.l.). | |||
Foto: Becker und Bredel | |||
Zum Thema 3 Aufmacher | |||
* Strafanzeige gegen zwei Seniorenbetreuer wegen Misshandlungen | |||
* Missbrauch: Arbeiterwohlfahrt zeigt zwei Pfleger an | |||
* Hilflose Menschen in saarländischem Seniorenheim misshandelt | |||
Schlagwörter | |||
:...Saarbrücken | |||
:...Spiesen-Elversberg | |||
:..Arbeiterwohlfahrt | |||
:...AWO | |||
:...Awo-Seniorenzentrum | |||
:...Pfleger | |||
:...Pflegeskandal | |||
Saarbrücken/Spiesen-Elversberg. Betrübte Mienen bei den Spitzen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Saar: Paul Quirin, seit mehr als einem Vierteljahrhundert Landesvorsitzender, und Geschäftsführer Karl Fischer steht die Fassungslosigkeit in den Gesichtern geschrieben. Alte, schwer kranke Menschen, die ihrer Wohlfahrtsorganisation zur Pflege und Betreuung anvertraut waren, wurden offenbar auf einer Station im Awo-Seniorenheim Elversberg Opfer von gravierenden Misshandlungen. An den Folgen sind wohl zwei betagte Patienten im Februar und im Mai gestorben. „Wir entschuldigen uns für das, was passiert ist. So etwas darf aber überhaupt nicht geschehen“, sagte Awo-Chef Quirin gestern bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. „Das sind doch Psychopathen“, meinte er über einen 25 Jahre alten Altenpfleger aus Spiesen-Elversberg und einen 35 Jahre alten Intensivpfleger aus Überherrn. Beide sollen etwa zwölf Patienten gequält und gedemütigt haben. Etwa zehn Kolleginnen, die mit ihnen gearbeitet haben und eingeschüchtert worden sein sollen, haben sie jetzt belastet. Am Montag alarmierte die Awo die Staatsanwaltschaft. Ermittlungen wegen Körperverletzung mit Todesfolge wurden eingeleitet, bestätigte deren Sprecher. | |||
Quirin und Fischer versprechen „rücksichtslose Aufklärung“. Sie bitten gleichzeitig darum, nicht alle 1400 Awo-Mitarbeiter im Saarland einer Kollektivschuld auszusetzen. | |||
Rechtsanwalt Klaus John hat im Auftrag der Awo Strafanzeige gegen die beiden Pflegekräfte, die suspendiert wurden, erstattet. John geht ins Detail. Er schildert grausame Vorfälle, die sich seit Ende letzten Jahres in dem Elversberger Heim im Pflegebereich OG 2 mit 32 Bewohnerinnen und Bewohnern abgespielt haben sollen. Dort befindet sich auch die so genannte Beatmungstation für zwölf Patienten. Der gelernte Intensivpfleger habe, so John, einen chirurgischen Eingriff an einer sterbenden Patientin ohne Betäubung vorgenommen. Der Frau seien Qualen zugefügt worden. Der Pfleger habe diesen Vorfall mit der Bemerkung, er könne dies besser als jeder Arzt, eingeräumt. Für John ein Fall von „abgrundtiefem Sadismus“. Ende Mai soll der 35 Jahre alte Pfleger mit Bestnoten, der erst seit September in Elversberg arbeitete, einem alten Mann eine tödliche Überdosis Morphium gegeben haben. | |||
Der jüngere Altenpfleger, der seit 2005 in dem Heim arbeitete, soll einem Patienten als „Erziehungsmaßnahme“ die Atemkanüle entfernt haben und ihn dann gefragt haben, wie es denn sei, wenn man keine Luft mehr bekomme. Der 25-Jährige habe auch einem anderen Patienten Schnittverletzungen zugefügt, angeblich weil der Mann beim Rasieren nicht stillgehalten habe. Vor Weihnachten 2011 soll er zudem eine alte Frau „auf üble Art und Weise zugerichtet haben“ mit einem „Hitler-Schnurrbart und Gurkenscheiben im Gesicht“. Mit seinem Handy habe er sein misshandeltes Opfer fotografiert und die Fotos an Kolleginnen geschickt. | |||
Aufgefallen sind die beiden Pflegekräfte wohl, weil wiederholt starke Schmerzmittel verschwunden waren. Diese Betäubungsmittel nutzten sie angeblich für den Eigenbedarf. Im Spind eines Mannes wurden neben Medikamenten auch zwei goldene Uhren, die vermutlich Patienten gehörten, entdeckt. | |||
Version vom 21. Juni 2012, 18:23 Uhr
Der Begriff Gewalt in der Pflege oder Gewalt in Pflegebeziehungen wird überwiegend benutzt, wenn Pflegende (egal ob pflegende Angehörige oder professionell Pflegende) mit körperlicher Gewaltanwendung oder massivem Zwang in einer Pflegesituation etwas gegen den Willen der betroffenen Person durchsetzen (wollen). Dies sind immer kriminelle Handlungen.
Gewalt in Pflegebeziehungen wird seit einigen Jahren als ein Ausbildungsthema in der Pflege angesprochen. Bis 1995 wurde Gewaltausübung durch professionell Pflegende allerdings eher als ein Tabuthema in Ausbildung und Fachöffentlichkeit umgangen.
Es ist durchaus möglich, mit einer Sensibilisierung Pflegender bereit auf erste Anzeichen von gewalttätigem Fehlverhalten für die Zukunft präventiv zu wirken. Es muss nicht erst zu einer Kette von Tötungsdelikten durch eine Einzelne (m/w) kommen, bis Kolleg(inn)en und Vorgesetzte aufmerksam werden. Seit 1995 haben mehrere Lehrbücher das Thema aufgegriffen. Es ist sinnvoll, deutlich zwischen Aggressivität und Gewaltausübung zu unterscheiden. Ebenso werden in der Pflege in bestimmten Situationen legal Zwangsmaßnahmen (Freiheitseinschränkende M.) durchgeführt, die hier nicht Gegenstand des Artikels sind. Auch Pflegende ihrerseits werden relativ oft Opfer von gewalttätigen Patienten/Klienten. Auch dagegen sind präventive Schritte sinnvoll und möglich.