Zugunglück

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Das Zugunglück von Kluftern 1939[Bearbeiten]

Bei dem Eisenbahnunfall bei Markdorf am 22. Dezember 1939 stießen ein Güterzug und ein voll besetzter Personenzug auf der Bodenseegürtelbahn bei Markdorf auf der Gemarkung des heute zu Friedrichshafen gehörenden Orts Lipbach zusammen.

(Dieser Beitrag basiert auf <ref>100 Jahre Eisenbahn und Gasthof am Bahnhof in Kluftern, Bernd Caesar, Klufterner Hefte Nr.4, Arbeitskreis Heimatgeschichte Kluftern e.V., 2001</ref> und <ref>Wikipediaeintrag zu Eisenbahnunfall bei Markdorf </ref>)

Der 22. Dezember 1939 <ref>Schatten der Eisenbahngeschichte, Band 1, Seite 286 ff, Hans Joachim Ritzau, Verlag Zeit und Eisenbahn </ref> war ein schwarzer Tag für die Eisenbahn in Deutschland. In Genthin bei Magdeburg ereignete sich das bis dahin schwerste Eisenbahnunglück und in Kluftern gab es am selben Tag mit 106 Toten ebenfalls einen folgenschweren Zusammenstoß von zwei Zügen, vergleichbar mit dem ICE-Unglück von Eschede 1998, dem schwersten Eisenbahnunglück der Nachkriegsgeschichte.

Ausgangslage[Bearbeiten]

Strecke[Bearbeiten]

Die Bodenseegürtelbahn ist eingleisig und verläuft am Nordufer des Bodensees. Dort herrschte an jenem Abend starker Nebel. Die Personalsituation an der Strecke war aufgrund des Zweiten Weltkriegs angespannt. So musste der einzige Mitarbeiter auf dem Stellwerk des Bahnhofs Markdorf einen 500 Meter entfernten beschrankten Bahnübergang ohne Fernbedienung mit bedienen. Dazu fuhr er mit einem Fahrrad dorthin, ließ die Schranken hinunter, wartete die Durchfahrt des Zuges ab, hob die Schranken wieder an, fuhr mit dem Fahrrad zurück und stand nun erst wieder im Stellwerk zur Verfügung – und das alles bei Verdunkelung.<ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 76.</ref>

Bahnhof Markdorf[Bearbeiten]

Im Bahnhof Markdorf war eine Reihe von Vorschriften zu beachten und der Umgang mit ihnen trug zum Unfallgeschehen bei: Alle verkehrenden Sonderzüge waren, sobald ihr Verkehren bekannt gegeben wurde, in ein Merkbuch einzutragen. Alle Einträge für den betreffenden Tag waren um Mitternacht von dem diensthabenden Beamten dann auf eine im Bahnhofsbüro aushängende Merktafel zu übertragen. Verdunkelung war reichsweit angeordnet, der Bahnhof Markdorf, einschließlich des Bahnsteigs, unbeleuchtet.<ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 74.</ref>

Personenzug in westliche Richtung[Bearbeiten]

Der Personenzug war ein Sonderzug von Oberstdorf nach Müllheim und in westlicher Richtung unterwegs. Er trug die Bezeichnung P Kar 21154<ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 74.</ref> und verkehrte in einer Fahrplantrasse, die in Friedenszeiten einem Personenzug zur Verfügung stand, der nun aber nur noch „auf Anforderung“, in der Praxis aber selten verkehrte. Für diesen Bedarfsverkehr war die Trasse aber – einschließlich der erforderlichen Zugkreuzung in Markdorf – im Fahrplan belassen worden. Schon für den Vortag angekündigt, verkehrte der Sonderzug verspätet, weil die Zahl der zur Verfügung stehenden Wagen zu knapp war. Das war auch den Bahnhöfen an der Strecke bekannt gegeben worden. Der Zug wurde von einer Lokomotive der Baureihe 57 gezogen, die eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h fuhr. Ihr folgten elf Durchgangswagen und vier gedeckte Güterwagen für das Gepäck.<ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 77.</ref> Mit dem Zug reisten 700 Fahrgäste, Einwohner aus Weil am Rhein und Umgebung, die seit dem 3. September 1939 aufgrund des Zweiten Weltkriegs von der französischen Grenze ins Allgäu evakuiert worden waren, zurück in ihre Wohnorte, nachdem bis Ende 1939 nahezu keine Kampfhandlungen an der Grenze stattgefunden hatten.

Güterzug in östliche Richtung[Bearbeiten]

Der täglich verkehrende Kohlezug Dg 7953 fuhr in östliche Richtung auf der gleichen Strecke und hatte Lindau als Ziel. Er wurde ebenfalls von einer Dampflokomotive der Baureihe 57 gezogen. Ein mitfahrender Zugsicherer hatte sich im Bremserhaus des letzten Wagens aufzuhalten. Bei Durchfahrt durch einen Bahnhof hatte er Blickkontakt mit dem Aufsichtsbeamten aufzunehmen, tags mit Handanlegen an die Mütze zu grüßen, nachts durch Anheben der Signallaterne.<ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 74.</ref> Da es kalt war, war der Zugsicherer aber mit Duldung des Zugführers in den Packwagen, der unmittelbar hinter der Lokomotive lief, gestiegen, um sich zu wärmen.<ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 73.</ref> Die Züge hätten planmäßig in Markdorf kreuzen sollen. Laut örtlicher Vorschrift hätte der Güterzug in jedem Fall in Markdorf halten müssen, selbst wenn das Ausfahrsignal „Fahrt frei“ zeigte, und den Abfahrauftrag durch den Fahrdienstleiter abwarten müssen.<ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 73.</ref>

Beide Züge unterlagen ebenfalls den Verdunkelungsvorschriften, das heißt, dass sie kein Spitzensignal hatten, sondern statt der „friedensmäßigen“ Beleuchtung nur schmale Lichtschlitze an den Lampen.


Unfall[Bearbeiten]

Der Ablauf des Geschehens in Kluftern liest sich nach den Gerichtsprotokollen so : In Markdorf und Kluftern haben jeweils die Assistenten der Bahnhofvorsteher Dienst. In beiden Bahnhöfen ist auf den Merktafeln zusätzlich zum fahrplanmäßigen Güterzug aus Richtung Radolfzell ein Sonderzug aus Oberstdorf eingetragen. Der Sonderzug ist mit ca. 700 Rückkehrern aus Weil am Rhein und Umgebung besetzt, die zu Kriegsbeginn aus Furcht vor französischen Angriffen evakuiert worden waren. Festgelegt ist die Begegnung der beiden Züge auf der eingleisigen Strecke im Bahnhof Markdorf mit seinem Ausweichgleis. Festgelegt ist nach den Regeln der Eisenbahn ebenfalls, dass ein Zug erst die Signalfreigabe zur Durchfahrt erhalten darf, wenn er dem nächsten Bahnhof angeboten wurde und dieser das Angebot angenommen hat.

Bahnhof Markdorf[Bearbeiten]

Der Stellvertretende Bahnhofsvorstand nahm am 21. Dezember 1939 kurz vor 20 Uhr das Telegramm entgegen, das ankündigte, dass der P Kar 21154 am folgenden Tag verkehren werde. Er trug das nicht ins Merkbuch ein. Sein ihn in der Tagschicht des 22. Dezember 1939 ablösender Chef bemerkte diesen Fehler auch nicht. Ihn löste wiederum gegen 19:00 Uhr sein Stellvertreter ab. Er hatte den Sonderzug offenbar vergessen. Deshalb informierte er auch die anderen Mitarbeiter, Weichenwärter und Stellwerk nicht.<ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 75.</ref> Bei Schreibarbeiten unterbrochen, nahm er um 22:06 den Güterzug vom Bahnhof Bermatingen-Ahausen an und stellte um 22:07 Uhr das Ausfahrsignal des Bahnhofs Markdorf auf „Fahrt frei“, ohne den Güterzug vorher dem Bahnhof Kluftern anzubieten und dessen dortige Annahme abzuwarten.<ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 75.</ref> Dies war möglich, weil ein Streckenblock nicht vorhanden war. Der Stellvertretende Bahnhofsvorstand hatte im entscheidenden Moment einen Blackout, war auf seine Schreibarbeiten konzentriert und hatte den entgegenkommenden Personenzug einfach vergessen.

Bahnhof Kluftern[Bearbeiten]

Um 22:12 Uhr wurde der Sonderzug dem Bahnhof Kluftern aus Fischbach angeboten und der Fahrdienstleiter nahm ihn an.<ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 76.</ref> Um 22:14 bemühte sich der Fahrdienstleiter in Kluftern vergeblich, seinen Kollegen in Markdorf zu erreichen, um ihm den Zug anzubieten – dort ging niemand ans Telefon. Er verließ sich daraufhin auf den Fahrplan und die darin vorgesehene Kreuzung der Züge in Markdorf und ließ den Personenzug auf die Strecke, ohne sich zuvor in Markdorf zu versichern, dass der nach dort führende Streckenabschnitt frei war. Anschließend versuchte er erneut, den Bahnhof Markdorf zu erreichen. Da aber zeitgleich der Fahrdienstleiter von dort auch versuchte, in Kluftern anzurufen, um den Güterzug anzubieten, kam keine Verbindung zustande. Daraufhin sandte der Fahrdienstleiter Kluftern ein Läutesignal, das einen Zug ankündigte, an den Bahnhof Markdorf.

Durchfahrt des Güterzuges in Markdorf[Bearbeiten]

Erst das Läutesignal bewirkte, dass dem Fahrdienstleiter in Markdorf der Sonderzug wieder einfiel. Er rannte auf den verdunkelten Bahnsteig, aber die Lokomotive des Güterzuges hatte bereits das Empfangsgebäude passiert. Er hatte weder einen beleuchteten Befehlsstab, noch eine Handlaterne, ja selbst seine Trillerpfeife nicht zur Hand. Der Zug hielt entgegen der Vorschrift nicht, keiner im Zug bemerkte ihn und der Zugsicherer, der sich im letzten Wagen aufhalten sollte, befand sich im Packwagen, vorne im Zug. Der Fahrdienstleiter rannte zurück in sein Büro und versuchte, das Stellwerk zu erreichen, damit von dort ein Haltesignal gegeben werden konnte. Das aber misslang, denn der Mitarbeiter wartete ja bei der Schranke, dass der Güterzug durchfuhr. Der Fahrdienstleiter versuchte daraufhin erneut, den Bahnhof Kluftern zu erreichen. Die Verbindung kam nun sofort zustande – aber zu spät: Der Sonderzug hatte den Bahnhof Kluftern bereits durchfahren.

Unfallgeschehen[Bearbeiten]

Die beiden Züge fuhren auf einer 2,5 km langen Geraden aufeinander zu. Da dichter Nebel herrschte und die beiden Lokomotiven wegen der Verdunklung nur ein reduziertes, schlecht erkennbares Spitzensignal führten, sahen sich die Lokomotivführer trotzdem nicht oder erst im letzten Augenblick: Während der Güterzug überhaupt nicht bremste, hatte der Lokomotivführer des Personenzuges noch im letzten Moment eine Schnellbremsung ausgelöst.<ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 78.</ref> So stießen die Züge um 22 Uhr 19 bei Streckenkilometer 43,190 frontal und ungebremst bei einer Geschwindigkeit von je 60 km/h zusammen.<ref>Zu den Einzelheiten vgl. auch: Unfall auf Bürgerwiki Friedrichshafen.</ref><ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 74.</ref> Die Lokomotiven blieben stehen, ohne umzustürzen. Die beiden ersten Personenwagen wurden komplett zerstört, der Schlepptender des Personenzuges bäumte sich beim Aufprall auf und fiel dann auf den ersten Wagen zurück. Zwei weitere Personenwagen wurden schwer beschädigt. Der Packwagen des Güterzuges und die ersten 15 offenen Kohlewagen türmten sich zu einem Trümmerhaufen auf.<ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 77.</ref>

Geschehen am Bahnhof Markdorf (Ma)
Position des Güterzugs von Radolfzell
Position des Sonderzugs Oberstdorf / Allgäu
Geschehen am Bahnhof Kluftern
22.06 Uhr: Der Güterzug wird Ma angeboten
Position Grasbeuren
Position Eriskirch

22.07 Uhr: Der Markdorfer Assistent hat den Sonderzug vergessen und stellt das Einfahrt- und Vorsignal auf Frei, gibt Anweisung an den Wärter in Stellwerk 2 das Ausfahrtsignal auf Frei zu stellen; Ma bietet Kluftern den Zug aber nicht an



22.08 Uhr: Wärter tätigt Signal und radelt zur Bahnschranke
Position Mimmen-hausen




Position FN-Windhag
22.12 Uhr: Sonderzug wird Kluftern angeboten und nimmt ihn an; Kluftern stellt Signale auf Frei

Position kurz hinter Bermatingen
Position Manzell
22.14 Uhr: Kluftern versucht Ma verspätet den Zug anzubieten; in Ma geht keiner ans Telefon
22.15 Uhr: Läutewerk ertönt, Assistent erinnert sich an Sonderzug;
Ma ruft Kluftern per Telefon, besetzt !!

Position halbe Strecke Bermatingen / Ma
Position Fischbach
22.15 Uhr: Kluftern betätigt Läutewerk nach Ma; Kluftern ruft Ma per Telefon, besetzt !!
22.16 Uhr Assistent versucht mit Leuchtstab den Güterzug zu warnen; Leuchtstab ist nicht am Platz



22.17 Uhr Güterzug passiert Ma; Assistent kann nur hinterher winken
Position Markdorf
Position Kluftern
22.17 Uhr: Sonderzug passiert Bahnhof Kluftern
22.17 Uhr und wenige Sekunden: Markdorfer Assistent ist wieder zurück am Telefon, Kluftern meldet sich. Zu spät


22.17 Uhr und wenige Sekunden: Assistent von Ma meldet Kluftern die Durchfahrt des Güterzugs, Kluftern meldet die des Sonderzugs. Zu spät
22.19 Uhr
Ein explosionsartiger Knall beim Zusammenstoß der Züge durchdringt die neblige Dezembernacht bis nach Markdorf und weiter

Position km 43,190
Ca 400 m hinter der Eisenbahn-brücke in Lipbach

Position km 43,190
Ca 400 m hinter der Eisenbahn-brücke in Lipbach

22.19 Uhr
Ein explosionsartiger Knall beim Zusammenstoß durchdringt die neblige Dezembernacht bis nach Kluftern und weiter

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Beide Diensthabenden waren in der SA. Der Markdorfer soll laut Gerichtsakten seinen Dienst zugunsten der SA-Tätigkeit vernachlässigt haben. Der Klufterner Beamte wiederum war rangniedriger bei der SA und befürchtete Nachteile, falls er seinen Markdorfer Vorgesetzten durch Anhalten eines Zuges in Misskredit brächte.

Folgen[Bearbeiten]

Der Unfall forderte 101 Todesopfer<ref>106 Tote nach Caesar.</ref> und 47 Verletzte. 98 Todesopfer stammen aus dem Markgräflerland, aus Binzen, Egringen, Fischingen, Haltingen, Weil am Rhein und Welmlingen.<ref>Hintergrundinformation, siehe: Weblinks.</ref>

Trauerfeier in Markdorf[Bearbeiten]

Auf dem Marktplatz in Markdorf wurden am ersten Weihnachtsfeiertag die Särge aufgestellt, und unter Beteiligung höchster Partei- und Wehrmachtsvertreter, unter anderem auch Gauleiter und Reichsstatthalter Robert Wagner, von den Toten Abschied genommen. Anschließend wurden sie mit einem Sonderzug in ihre Heimat überführt.

Zur Trauerfeier in Markdorf waren unter anderem Gauleiter und Reichsstatthalter Robert Wagner, der stellvertretende Gauleiter Röhn, aus dem Kreisgebiet Reichshauptamtsleiter Oexle, Landrat Dr. Maier und Markdorfs Bürgermeister Grießhaber erschienen. Auf dem Marktplatz waren die Toten des Unfalls aufgebahrt, die Fahnen des Großdeutschen Reiches auf Halbmast, aus Pylonen lodernde Flammen zum Himmel steigend, die Hitler-Jugend als Ehrenwache, Aufstellung von Gliederungen der Partei (NSDAP), starke Vertretungen der Wehrmacht und dahinter Tausende schwarz gekleidete Volksgenossen.<ref>Bodensee-Rundschau, Mittwoch, 27.12.1939</ref>„Dann machte sich der Gauleiter zum Dolmetsch des aufrichtigen Mitgefühls und der Verbundenheit, die das ganze Volk mit den Toten und den Hinterbliebenen erfüllt. Wir Deutsche, so führte er aus, stehen dem Opfer anders gegenüber als die übrige Welt, denn das Ringen um unseres Volkes Zukunft und Lebensrecht ist ein steter Opfergang, wir nehmen alle zu bringenden Opfer gemeinsam auf uns, wie immer sie unser Volk treffen mögen. Wie niemand bei uns umsonst lebt, so kann auch niemand umsonst sterben. Leben und Sterben vollzieht sich bei uns im Dienst der Gemeinschaft und so glauben auch wir beim Tode der unschuldigen Menschen, dass ihr Sterben ein Ausschnitt aus dem Lebenskampf unseres Volkes um seine Zukunft ist. Wir müssen die gebrachten Opfer durch unseren Einsatz leichter und erträglicher gestalten. Sie müssen gesehen werden vom Kampf aus, den wir um unser Dasein als Volk führen und dürfen niemals Verzagtheit auslösen. ... Über allem muss immer unser Volk stehen." <ref>Bodensee-Rundschau, Mittwoch, 27.12.1939</ref>

G 41n Vom Kirchturm.JPG K UnglückMarkdorfZeller2-red.JPG

Gerichtsurteile[Bearbeiten]

Der Fahrdienstleiter Huber, der zur Unglückszeit in Kluftern Dienst hatte, wurde am 3. Juli 1940 vom Landgericht Konstanz zu 12 Monaten Gefängnis, der Markdorfer Kollege als Hauptschuldiger zu 3 Jahren verurteilt. <ref>Ritzau: Von Siegelsdorf, S. 78.</ref> Urteile, die in dieser Zeit für andere Vergehen verhängt wurden, waren meist wesentlich härter. Ein Bahnschutzmann, der sich im Dienst zwei Pakete aneignete, die ihm Soldaten zur Weiterleitung anvertraut hatten, wurde wegen Vergehens gegen die Volksschädlingsverordnung zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Ein Deutscher (Jude), der sich in Gesprächen als deutscher Major ausgegeben und abfällige Bemerkungen über die Wehrmacht gemacht hatte, erhielt 10 Monate Gefängnis. <ref>Bodensee-Rundschau, Mittwoch, 27.12.1939</ref>

Gedenken[Bearbeiten]

Gedenkstein[Bearbeiten]

Kluftern-Gedenkstein.JPG

In Lipbach wurde am 22. Dezember 1989 ein Gedenkstein enthüllt, der an den Unfall erinnert.

Unter der Vielzahl von Veröffentlichungen zum Thema Eisenbahnunglück in Kluftern mit vielen weiteren Details auch von Augenzeugen an der Unfallstelle sei auf folgende verwiesen<ref>Südkurier Nr. 132, FN, 13.6.1998, S. 28,26; Südkurier Nr. 297, FN, 23.12.1999 S.18; Südkurier Nr. 294, FN,fckLR21.12.1989; Südkurier Nr.296, 23.12.1989, S. 23; Schwäbische Zeitung Nr. 295 / 2, FN, 22.12.1989;fckLRFriedrichshafen, Heimatbuch, Bd. II, Fritz Maier, Robert Gessler Verlag, S. 311 ff; Sonderdruck: Die GedenkstättenfckLRdes Eisenbahnunglücks bei Markdorf, zum 50. Jahrestag 22.12.1989, Herhausgeber Stadt Weil am Rhein</ref>: In Lipbach im Häldele wurde am 22.12.1989 ein Gedenkstein enthüllt und feierlich durch den katholischen Pfarrer Dieter Holderried und den evangelischen Pfarrer Albrecht Herrmann geweiht, die Musikkapelle Kluftern spielte, es sprachen die Oberbürgermeister Dr. Peter Willmann von Weil am Rhein und Dr. Bernd Wiedmann von Friedrichshafen, der Bürgermeister der französischen Partnerstadt Hüningen zum Zeichen der Deutsch-Französischen Verständigung war ebenfalls anwesend.

Klufterner Zeitzeugen[Bearbeiten]

Anlässlich des 50. Gedenktages am 22.12.1989 erinnerten sich viele Klufterner an das Geschehen von 1939:

Luise Schmidt aus Kluftern, damals 19 Jahre alt, glaubte, die erste Bombe des seit September 1939 laufenden Krieges sei auf Kluftern gefallen.

 Es war nach der Chorprobe im Rathausgebäude: „Ich stand gerade vor dem Rathaus, als ein explosionsartiger Knall den Ort erschütterte, dem ein langanhaltendes Pfeifen der Dampflokomotive folgte. Da ich noch das Geräusch des soeben vorbeigefahrenen Zuges in den Ohren hatte, war mir klar, dass das ein Zugzusammenstoß war. Nach kurzer Mitteilung bei den Eltern rannte ich los, Richtung Bahndamm“, berichtete Rudolf Thoma, damals 13 Jahre alt.

Hilde Schmidt als Lipbach schilderte: „Wir standen am Bahndamm inmitten von Trümmern und Toten, hörten die Schreie der Verletzten und sahen auf den Gleisen Ungetüme in den Himmel ragen und wussten nicht, was denn das alles war“.

Adolf Landolt, damals 30 Jahre alt: „Wo man die Werkzeuge ansetzte und helfen wollte, schrieen Verletzte. Viele unter und zwischen den Trümmern erreichte man nicht, weil es an Beleuchtung und geeignetem Werkzeug fehlte. Etwas besser wurde es, als man die verfügbaren Autos mit eingeschalteten Scheinwerfern im Halbkreis aufstellte. Als dann die Luftabwehreinheiten mit Scheinwerfern kamen und Schneidbrenner zur Verfügung standen, kam man schneller voran“. Aus Lipbacher Bauernhäusern wurden Decken, Leintücher, Stroh, und heiße Getränke gebracht. Von den 4 Männer Lokpersonal überlebte nur ein Heizer.

Berta Maier, damals Schwesternhelferin im Markdorfer Krankenhaus, beschreibt nach 50 Jahren noch immer nicht ohne innere Bewegung diesen Verletzten Heizer des Güterzugs: „Pechschwarz, ein großer Teil der Haut verbrüht und zerschnitten, lag er monatelang mit großen Schmerzen im Krankenhaus, oftmals hatten wir schon die Hoffnung auf Genesung aufgegeben“.<ref>Mitteilungsblatt Kluftern, Nr. 50, 14.12.1989, Bericht von Franz Ruf</ref>, <ref>Schulchronik, Eintrag von Schulleiter Rudolf Thoma 1939</ref>



Quellen[Bearbeiten]

  • Bernd Caesar: Klufterner Hefte Nr. 4: 100 Jahre Eisenbahn und Gasthof am Bahnhof in Kluftern. Arbeitskreis Heimatgeschichte Kluftern e.V., Kluftern 2001.
  • Fritz Maier: Friedrichshafen. Heimatbuch. Bd. 2. Friedrichshafen 1994, S. 311 ff.
  • Hans Joachim Ritzau: Schatten der Eisenbahngeschichte. Bd. 1. 2. Aufl. 1994., S. 286 ff.
  • Hans Joachim Ritzau: Von Siegelsdorf nach Aitrang. Die Eisenbahnkatastrophe als Symptom – eine verkehrsgeschichtliche Studie. Landsberg 1972.
  • Stadt Weil am Rhein (Hrsg.): Die Gedenkstätten des Eisenbahnunglücks bei Markdorf, 22. Dezember 1939: Zum Gedenken an den 50. Jahrestag am 22. Dezember 1989. Weil am Rhein 1989.

<references />

Verweise[Bearbeiten]


Vorlage:Aus Wikipedia

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