Ressource
Pflegeprobleme und Ressourcen (französisch Ressource = Quelle, Mittel, vom lateinischen resurgere = hervorquellen) sind Begriffe aus der Pflegeplanung bzw. dem Pflegeprozess. Anstelle von Ressource findet sich auch der Begriff Fähigkeit/-en. Innerhalb der Pflegeplanung werden anhand der Probleme und Ressourcen eines Patienten die entsprechenden Pflegeziele und Maßnahmen abgeleitet. Die Orientierung an Ressourcen ist erforderlich, um unnötige Hilfestellungen zu vermeiden und die eigenen Fähigkeiten verständlich zu beschreiben. Die ausführliche Beschreibung der Pflegeprobleme begründet die Ziele, die erreicht werden sollen. Insbesondere die Höhe des Entgelts für Pflegeleistungen wird in erster Linie an der Übernahme von solchen Tätigkeiten/Pflegemaßnahmen bemessen.
Generelle Fragen in diesem Themenbereich
- Was kann der Patient noch selbständig?
- Wobei braucht er Anleitung?
- Wobei braucht er Unterstützung?
- Soll die Formulierung generell aus der Sicht der gepflegten Person vorgenommen werden?
- Was muss vollständig vom Personal übernommen werden?
- Gibt es weitere potentielle Risikofaktoren?
- Werden Probleme allein durch ihre Formulierung in der Pflegeplanung bereits verändert, weil die subjektive Wahrnehmung durch beide Seiten nun anders ist?
Was sind Pflegeprobleme?
Nach der Definition von Monika Krohwinkel ist ein Pflegeproblem „eine Einschränkung in einer oder mehreren ATL, die der Betroffene nicht eigenständig, jedoch durch pflegerisches Handeln kompensieren kann.“
Ein Pflegeproblem besteht, wenn Beeinträchtigungen die Selbständigkeit des Pflegebedürftigen einschränken und diese nicht eigenständig kompensiert werden können. Das Pflegepersonal kompensiert die so festgestellten Defizite durch Beratung, Anleitung, Unterstützung oder (teilweiser) Übernahme, bzw. einer Mischung aus den verschiedenen Maßnahmen, die täglich neu zusammengestellt werden muß. Vorraussetzung ist dabei, dass die Übernahme (Kompensation) durch Außenstehende vom Pflegebedürftigen gewünscht oder zumindest akzeptiert wird.
In der Pflegeplanung werden nur pflegerische, aber keine medizinischen Probleme und keine allgemeinmenschlichen Probleme der Lebensführung berücksichtigt.
Aktuelle Pflegeprobleme
Aktuelle Pflegeprobleme sind in der Gegenwart beobachtbar und oft auch messbar. Sie erfordern sofortiges Handeln:
- geäußerte Probleme, z.B.:
- Der Patient klagt über Schmerzen in den Beinen.
- - berichtet von Schlafstörungen
- messbare Pflegeprobleme, z.B.:
- Der Patient trinkt nicht ausreichend (weniger als ... ml am Tag).
- beobachtbare Pflegeprobleme, z.B.:
- Der Patient geht unsicher und sucht häufig Halt.
Verdeckte Pflegeprobleme
Verdeckte Pflegeprobleme äußern sich durch das Verhalten des Patienten.
- Beispiel:
- Der Patient schaut ängstlich und bekommt Schweißausbrüche, wenn es um die bevorstehende Operation geht. Das vermutete Problem muss abgeklärt ggf. differenziert betrachtet werden, z.B. "Der Patient hat Angst vor der OP, vor Komplikationen oder den Folgen.“
Potentielle Pflegeprobleme
Potentielle Pflegeprobleme können zukünftig auftreten, wenn beim Patienten individuelle Risikofaktoren vorliegen, die nach pflegerischem Wissen ohne bestimmte Interventionen möglicherweise zu Problemen werden. Sie können durch vorbeugende Maßnahmen (Prophylaxen) verhindert werden.
- Beispiele:
- Der Patient ist aufgrund seiner Immobilität dekubitusgefährdet.
- Der Patient ist aufgrund seiner Schonatmung pneumoniegefährdet.
Generelle Pflegeprobleme
Unter generellen Pflegeproblemen werden allgemeingültige Probleme aufgeführt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zutreffen. Sie sind bei allen Patienten unter gleichen Bedingungen gleich und somit vorhersehbar, können durch Pflegewissen eingeschätzt und mittels Pflegestandards angegangen und kompensiert bzw. vermieden werden.
- Beispiele:
- Aufgrund von hohem Fieber leiden Patienten an Flüssigkeitsverlust, Appetitlosigkeit, Kreislaufschwäche etc.
- Bei allen immobilen Patienten besteht Dekubitusgefährdung.
Individuelle Pflegeprobleme
Individuelle Pflegeprobleme resultieren aus dem persönlichen Erleben der Lebenssituation und der Erkrankung(en). Sie sind somit individuell verschieden.
- Beispiele:
- Der sehbehinderte Bewohner findet sich im Haus nicht zurecht.
- Der Patient ist traurig und weint, wenn er Urin verliert.
Formulierung von Pflegeproblemen
Die Formulierung von Pflegeproblemen kann anhand des PESR-Schemas erfolgen:<ref>www.mds-ev.de, April 2005, S.21, abgerufen am 21. Februar 2012</ref>
- P = Problem: Benennen des Problems
- E = Etiology: Einflussfaktoren, Erklärung der möglichen Ursachen des Problems
- S = Symptome: Welche Anzeichen (Beobachtungen, Aussagen) lassen das Problem erkennbar werden?
- R = Ressourcen: Fähigkeiten und Potentiale des Patienten und seines sozialen Umfeldes
Die Beschreibung orientiert sich an der Sicht des Patienten, beispielsweise an seinen wörtlichen Äußerungen. Sie soll kurz und knapp das Wesentliche verdeutlichen, dabei genau und individuell das Problem schildern und Objektiv (ohne Wertung) verfasst sein.
- Beispiel:
- "Herr/Frau X äußert um 19.00 Uhr ziehende Schmerzen im rechten Oberschenkel beim Aufstehen."
Aus dieser Formulierung geht genau hervor, wer welche Schmerzen festgestellt hat sowie wann, wo und wobei sie auftraten.
Ausblick
Häufig auftretende Pflegeprobleme und die zu ergreifenden Maßnahmen werden vermehrt durch Pflegestandards und Standardpflegepläne abgedeckt. Die Tendenz geht dahin, eine einheitliche Pflegefachsprache nach anglo-amerikanischem Vorbild einzuführen und durch die zunehmende Verwendung von Pflegediagnosen Formulierungen zu vereinfachen.
Was sind Ressourcen?
Ressourcen sind ganz unterschiedliche Hilfsquellen des Patienten, aus denen er schöpfen kann und Teil seiner eigenen Bewältigungsstrategie (Coping) sind. Dazu gehören persönliche Fähigkeit/-en und Erfahrungen sowie eigene Motivation und Interessen. Zusätzlich kann die Gestaltung der Umgebung hifreich sein und die Unterstützung durch Dritte (siehe Ressourcengruppen). Deshalb deckt das deutsche Wort Fähigkeiten nicht alle Bedeutungen von Ressourcen ab.
Ressourcen sind individuell verschieden,
- - dienen der Erhaltung der Selbständigkeit
- - fördern den Genesungsprozess
- - steigern das Selbstwertgefühl.
Ressourcen in Pflegeprozess und -planung
Im Pflegeprozess werden Ressourcen zunächst eruiert (eruieren = herausfinden, entdecken, ermitteln) und fortlaufend überprüft und aktualisiert. Auf der Suche nach den Ressourcen eines Patienten ist die Frage nach früheren belastenden Situationen hilfreich, denn dann beschäftigt sich der Patient aktiv damit, wie er bisher mit Problemen umgegangen ist.
Ressourcengruppen
Als grundlegend wird die Motivation eines Patienten empfunden, selbst an der Bewältigung seiner Situation mitzuwirken. Dazu zählen u.a. Kooperationsbereitschaft, die Bereitschaft zum Lernen bzw. Üben und die Akzeptanz von Einschränkungen. Zuträglich dabei sind persönliche Eigenschaften wie ausgeprägtes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, eine positive Grundhaltung und ein gewisses Maß an sozialer Kompetenz.
Beispiele für die Formulierung von Fähigkeiten und Erfahrungen des Patienten:
- kann die Extremitäten bewegen
- kann sich verbal äußern
- findet Ausgleich in der Natur
- interessiert sich für Technik
- findet Halt im Glauben
- weiß um Risikofaktoren
- weiß um Ursachen für seine Einschränkungen,
Auch das persönliche Umfeld des Patienten kann eine Ressource für ihn bedeuten - Angehörige, die ihre Unterstützung einbringen, Begleitung durch eine Selbsthilfegruppe; ein Haustier, das ggf. zumindest zu Besuch kommen darf. Auch die (eigenständige) Nutzung von Hilfsmitteln oder Geräten.
- Beispiele für die Formulierung betreffend Ressourcen des sozialen Umfeldes:
- Ehefrau kommt jeden Mittag zum Essen anreichen
- Tochter kommt jeden Abend zur Abendpflege
- Sohn übt beruhigenden Einfluss auf die Patientin aus
- Dem Patienten ist die Meinung seiner Ehefrau sehr wichtig
- Beispiele für die Formulierung von Fähigkeiten im Umgang mit Hilfsmitteln:
- Der Patient kann von einem Teller mit hohem Rand selbständig essen
- - kann mit einem Schnabelbecher selbstständig trinken
- - kann mit einem Rollator selbstständig laufen
Schwierigkeiten beim Erkennen und der Formulierung von Fähigkeiten
Grundlage für das Erkennen und Formulieren von Ressourcen ist die Informationssammlung. Schwierigkeiten entstehen, wenn nicht ausreichend Informationen vorliegen oder nicht erlangt werden können:
- fehlende eigene Beobachtung (z.B.: Wie war die Situation vor dem Krankenhausaufenthalt?)
- lückenhafte oder fehlende Überleitung bei Verlegung
- mangelnde oder fehlende Kooperationsfähigkeit bzw. -bereitschaft, auch von Angehörigen
- Der Patient selbst kann sich in keiner Weise äußern (z.B. durch Koma bedingt).
- Es gibt keine Angehörigen, die Auskünfte geben könnten.
- widersprüchliche Informationen
Einzelnachweise
<references />