Königinnen-Paulinenstift
1856 erfolgte in angemieteten Räumen die Gründung einer Höheren Töchterschule durch Königin Pauline von Württemberg. Seit 1864 befanden sich Schule und Internat mit grenzüberschreitendem Einzugsgebiet in einem Neubau an der Friedrichstraße. Angegliedert war eine einjährige Haushaltsklasse. 1897 wurde ein Gartensaal an- und der Seegarten ausgebaut. Kontinuierliches Wachstum führte 1925 zum Erwerb des Mörikehauses an der Ecke zur Olgastraße mit Umbau für Schule und Kindergarten, sowie zur Errichtung des nördliche Anbaus 1933 und der Turn- und Festhalle an der Schillerstraße 1937. 1936 wurde die Mädchenrealschule wie alle Privatschulen geschlossen; erhalten blieb nur die Haushaltsschule. Nach den Luftangriffen von 1944 war nur noch der beschädigte Anbau nutzbar.1950 erfolgte der Wiederaufbau als Altenheim und Haushaltsschule. 1974 endete die Zeit der Mädchenschule; 1976 wurde das Altenheim an die ev. Heimstiftung übertragen. Das neue Hauptgebäude an der Olgastraße ist 1980-1981 entstanden.
Im Stift hängen Kopien einiger Briefe, die etwas über die Anfänge und den Betrieb der Einrichtung vermitteln:
- „Eure Königliche Majestät! / Haben mit allerhöchster Huld geruht zur Gründung des hiesigen Töchterpensionats euer allergnädigsten Beitrag von 600 fl (Gulden) aus höchster Oberhofkasse zu bewilligen. Für diesen Beweis allerhöchster Gnade, aus dem wir das Interesse ihrer Majestät an der Anstalt erkennen dürfen, das uns zur Ausführung des Unternehmens so sehr ermutigt, spricht der Unterzeichnende im Nahmen der Karitas hiermit den unterthänigsten Dank aus und verbleibe in tiefster Ehrfurcht Eurer Königlichen Majestät allerunterthänigster Diener (Unterschrift nicht lesbar) / Friedrichshafen den 29. September 1856“ (siehe Bild)
- „Königliche Majestät! Gnädiger Herr und König! / Gestern erhielt ich das gnädige Geschenk für das Stift, bestehend aus einem Klavier und vor einer Woche, durch Zusendung des Baron von Spitzberg, die Zeichenvorlagen von Prof. Schedtle. / Ihre Königin Majestät wollen gnädig erlauben, dass ich dafür unseren unterthänigsten Dank ausdrücke. Ich hoffe das schöne Instrument wird die jungen Mädchen in der Musik ereifern und die Vorlagen sie mäßig anleiten. / Auch erlaube ich mir hiermit noch für den gnädigen Besuch der Königlichen Majestäten im Paulinenstift unterthänig zu danken, mit der Versicherung, dass dem Königshaus im Institut alle Herzen warm entgegen schlagen. / Der Königlichen Majestät Unterthänigste Dienerin Bertha von Kramer / Friedrichshafen den 8. November 1864“
- „An die Freunde des Paulinenstifts. / Im Paulinenstift und seinem Nebenhaus stehen vom 23. Juli bis 29. August d. J. für Gäste einige Zimmer mit 2–4 Betten zur Verfügung. Wir möchten Bekannten und Freunden der Anstalt, die zu bescheidenen Preisen am See ein paar Ferintage oder -Wochen zubringen wollen, davon Mitteilung machen. Pensionspreis für den Tag RM. 3.50. (Einzelzimmer RM. 4.–), Kinder je nach Alter RM. 2.50–3.–, dazu 5 % für Bedienung. In der Pension sind inbegriffen: Bett, Frühstück mit Butter und Eingemachtem, Mittag- und Abendessen; Nachmittagskaffee (1 Portion Kaffee mit Milch und 2 Brötchen) berechnen wir mit 20 Pfg. Nichtgenossene, rechtzeitg abgemeldete Mahlzeiten werden in Abzug gebracht. Die Verpflegung ist gut und reichlich. / Stiftspark und -gärten stehen unseren Gästen zur Verfügung; ebenso Liegestuhl und Stiftsruderboot gegen eine kleine Abnützungsgebühr. Zum Stadtbahnhof sind es 3, zum Hafen und zum Strandbad je 10 Minuten; dorthin regelmäßig Autoverbindung. Auf eines machen wir aufmerksam: die Friedrichstraße, an der unser Haus liegt, weist an Sonntagen im Juli und August einen lebhaften Verkehr auf. Wir machen diese Bemerkung für solche Gäste, die gegen Autolärm im besonderen Maß empfindlich sind. (...) Mit freundlichem Gruß Erna v. Domarus / Professor Neef / im Juni 1935“
Vorlage:Coordinate; heute: Ecke Friedrichstraße / Olgastraße
Literatur
- Stadt Friedrichshafen (Hrsg.): Geschichtspfad Friedrichshafen - Ein historischer Führer, Friedrichshafen 2001, ISBN 3895493015.
Quellen und Verweise
- Eintrag zum Geschichtspfad im Stadtportal Friedrichshafen.de
- Eintrag zur Sehenswürdigkeit beim Geschichtspfad Friedrichshafen in der deutschsprachigen Wikipedia
- Eintrag zum Geschichtspfad Friedrichshafen in der deutschsprachigen Wikipedia
- Eintrag zur Stadt Friedrichshafen in der deutschsprachigen Wikipedia
- Stationen des Geschichtspfads, des Zeppelin-Pfads und des Maybach-Wegs auf Google Maps