Herbert und Margarete Graf
Herbert und Margarete Graf
Ein Glücksfall für die Löwentaler Siedlung
Zwei, die von Anfang an dabei waren
Beide wurden im Jahr 1929 geboren und gehören somit zu den Betagten in der Siedlung heute. Dieser Begriff ist indes wenig stimmig, wenn man die beiden heute in der Siedlung trifft und sie sich noch engagiert zeigen wie eh und je.
Herbert Graf erblickte das Licht der Welt übrigens in Ittenhausen und seine Frau in Löwental.
Beide hatten das Glück, dass ihre Eltern zu den ersten Bauherren in der neuen Löwentaler Siedlung gehörten; nicht weit von einander entfernt; aber „gefunkt“ hat es viel später.
Wenige Jahre vor dem Kriegsausbruch wurde das Graf’sche Haus fertig gestellt. Es lag im Grünen am Ortsrand und doch nicht sehr weit vom See.
Die Kinder verbrachten eine glückliche Kindheit, zur Schule gingen sie in die Pestalozzischule, was täglich einen recht langen Schulweg mit sich brachte. Dies schien Margarete wenig zu kümmern.
Sie war eine gute und glückliche Schülerin.
Wäre die Zeit doch so geblieben wie bei der Einschulung. Indes graue Wolken zogen am Himmel auf; Väter zogen in den Krieg und der Schulweg war plötzlich nicht mehr bloß lang sondern oft auch sehr gefährlich.
Stolz steht der Vater vor dem fast erstellten Haus
Es kam die vielbeschriebene schlechte Zeit, unter der so viele in Friedrichshafen und anderswo zu leiden hatten. Man verlor Verwandte und Bekannte, Nachbarn und Schulkameraden. Mancher Soldat, dem man im Winter ein eisiges Gedenken in den Garten stellte fand den Weg in die schön gewordene Siedlung nicht zurück.
Margarete erinnert sich: „Im März 1944 mussten wir beim Luftangriff in der Schule schnell ein Taschentuch auf Mund und Nase pressen, um uns vor dem Staub zu schützen.“
Und danach kam die Zeit des Zusammenrückens. Man hatte fast nichts mehr und musste den Notstand verwalten. Das galt für Essen und Trinken und Kleidung und alles. Aber die Phantasie blieb.
Siedlereltern wussten sich selbst zu helfen. Sie gründeten Spielgruppen oder waren es Banden? Das Spielgelände lag quasi vor der Haustür. Die Kinder empfanden das Elend nach dem Krieg oft weniger schlimm als die Eltern.
Der Zirkus mit eigener Kapelle und Bühne, das Spiel auf dem Eis, Fußball und vieles andere schweißten die Siedlerkinder zusammen. „Wald und Wiese vor der Haustür, eigentlich war es doch schön,“ meinen beide übereinstimmend.
Die Schulzeit ging zu Ende, der Ernst des Lebens begann. Herbert konnte seine Lehre, die er im Krieg begonnen hatte fortsetzen, Margarete machte ihre Schneiderinnenlehre im Graf’schen Haus, was sich dann irgendwann doch auswirken sollte. Der Elektrikermeister war über 2 Jahrzehnte bei Saba, doch
mit 53 war Schluss, er war arbeitslos, von Hartz 4 keine Rede; Herbert Graf machte sich selbständig.
1953, die beiden hatten sich inzwischen gefunden, wurde geheiratet, es kamen vier Kinder und acht Enkelkinder und für Margret das Ende jeglicher Berufsillusionen. Es galt das Haus zu bestellen und dem Mann den Rücken freizuhalten. Sie hat es nie bereut, auch wenn sie ein bisschen wehmütig daran denkt, dass kaum Zeit für ihre
Hobbies geblieben
ist.
Auch an die Ausflüge, die durch die Siedlung in die nähere und weitere Umgebung organisiert wurden, denken sie gerne zurück.
Zum Glücksfall für die Gemeinschaft Siedlung Löwental wurden die beiden ab 1986. Margret trieb es einfach um, dass man das 50-jährige einfach so ohne Alles verstreichen lassen könnte. Sie tat sich mit einigen „Siedlerkindern“ zusammen und organisierte eine Fest, das alles bisher da gewesene in den Schatten stellte. Seit 25 Jahren nun gibt es kein Siedlerfest mehr ohne das tagelange Engagement der beiden. Sie sieht sich mehr als Ideengeberin und Helferin während Herbert Graf für Strom und Licht und Ton die Fäden zieht.
Sie haben ihre Freude daran, weil sie gerne mit netten Leuten zusammen sind und hoffen, dass aus der Siedlung heraus immer wieder junge Leute bereit sind am selben Strang zu ziehen.
Vor fast einem Jahrzehnt haben die beiden die Goldene Hochzeit gefeiert, die Diamantene Hochzeit steht also bald vor der Tür – eigentlich Zeit in Rente zu gehen; oder besser doch nicht.
Go/Wö