Heeresabnahmestelle Oberraderach

Aus Buergerwiki Bodensee
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Heeresabnahmestelle Oberraderach - das V2-Werk

Allgemeines

A4 beim einem Start, Peenemünde

Auf dem Gelände des Entsorgungszentrums Weiherberg und in dessen Umgebung sind noch heute Reste der ehemaligen Heeresabnahmestelle Oberraderach zu finden. Die Anlage erstreckte sich über die Gemarkungen Friedrichshafen, Kluftern und Raderach. Dort wurden während des 2. Weltkriegs Triebwerke für die Rakete A4 (Aggregat 4), von der nationalsozialistischen Propaganda V 2 (Vergeltungswaffe 2) bezeichnet, eingestellt und getestet.


Am Dienstag nach Ostern 1942 wurde begonnen, das Gelände im Bereich der Drumlins Weiherberg, Balkenrain und Mittelberg einzuzäunen, die Besitzer der betroffenen Grundstücke waren im Vorfeld zum Verkauf gezwungen worden.


Dann wurden auf dem Gelände ein omegaförmiges Messhaus wie in Peenemünde, Prüfstände für die Triebwerke, Kühlanlagen, Pumpwerk, Wasserspeicher, Lager, Werkstätten, Luftschutzstollen usw. errichtet.

Sauerstoffwerk


Reste des Sauerstoffwerks

Da die Triebwerke mit Sauerstoff und Alkohol betrieben wurden, wurde ein Sauerstoffwerk errichtet, das 1500 Tonnen flüssigen Sauerstoff pro Monat erzeugen konnte. Reste dieser Anlage sind noch heute an der alten Bahntrasse der Teuringer Talbahn nördlich des Entsorgungszentrums Weiherberg zu sehen.

Umspannwerk


Reste des Umspannwerks
Kabelkanäle

Die Anlagen wurden über ein Umspannwerk mit Strom versorgt. Ruinen des Umspannwerks, also Fundamente, Wandreste und Kabelkanäle sind noch heute gut im Gelände zu erkennen.


Kühlwasserspeicher

Um die Prüfstände während der "heißen Prüfung" zu kühlen, wurde eine Wasserleitung vom Bodensee auf den Mittelberg gezogen. Auf dem Mittelberg wurde das Kühlwasser in Speichern vorgehalten. Für einen heißen Test wurden etwa 400 Kubikmeter Wasser benötigt.

Luftschutzstollen


Reste Luftschutzstollen
Luftschacht

Reste von drei aus Halbschalen zusammengesetzten Luftschutzstollen finden sich auf und im Drumlin Balkenrain. Die Stollen trafen sich in einem unterirdischen Raum unweit der heutigen Kreisstraße K 7742. Von diesem Raum führt ein Luftschacht nach oben, der heute noch mannshoch aus dem Waldboden ragt. Grabenförmige Vertiefungen im Gelände zeigen an, wo die Sprengung der Stollen erfolgreich war.


KZ-Außenstelle

Für den Bau und den Betrieb der Abnahmestelle wurden auch Zwangsarbeiter aus dem KZ Dachau eingesetzt. Ihr Barackenlager lag im Bereich der Wiesen und des Biotops nördlich der Raderacher Schrebergartenanlage.


Bombardierung 1944

Am 16. August 1944 wurde das Werk bombardiert und teilweise beschädigt, war aber - zumindest in Teilen - bis September in Betrieb. Im Januar 1945 wurde es aufgegeben und im Mai 1945 von französischen Truppen besetzt.


Zu diesem Zeitpunkt kam der französische Professor Henri Moureu nach Oberraderach. In der Folge wurden die brauchbaren Anlagenteile demontiert und nach Frankreich, bzw. später nach Algerien, geschafft und bildeten einen Grundstock der französischen Raketenforschung. Unterlagen aus dieser Zeit lässt sich entnehmen, dass die Franzosen auch ehemals in der Anlage beschäftigte Wehrmachtsangehörige angeworben haben.

Quellen und Verweise

  • Datei:8.8 V2.pdf Informationstafel zum V2 Werk, Stadt Friedrichshafen
  • Datei:8.7 V2.pdf Informationstafel zur V2 Fertigung und den Zwangsarbeitern, Stadt Friedrichshafen


zurück zum Artikel von Raderach im Buergerwiki.