Altersbild: Unterschied zwischen den Versionen
de>Aaaah |
Admin (Diskussion | Beiträge) K (12 revisions imported) |
||
(7 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Altersbild - das Bild das sich Junge von alten Menschen machen, aber genauso auch das Bild .... | Altersbild - das Bild das sich Junge von alten Menschen machen, aber genauso auch das Bild .... | ||
::- das Bild das sich Ältere von anderen alten Menschen machen | ::- das Bild das sich Ältere von anderen alten Menschen machen | ||
Beides sind "Fremdbilder". Mensch denkt über andere nach. Jedoch hat so ein Fremdbild ja auch Auswirkungen darauf, wie mensch sich selbst wahrnimmt oder zumindest denkt, dass andere einen wahrnehmen. Es gibt also zwischen Fremdbild und Selbstbild eine Wechselwirkung. | Beides sind "Fremdbilder". Mensch denkt über andere nach. Jedoch hat so ein Fremdbild ja auch Auswirkungen darauf, wie mensch sich selbst wahrnimmt oder zumindest denkt, dass andere einen wahrnehmen. Es gibt also zwischen Fremdbild und Selbstbild eine Wechselwirkung. | ||
Vor wenigen Jahren, nach Hippie-Kultur, Weltraumtourismus und Handyboom schien alles für Alle möglich. Mann und Frau glaubte fast in eine ''age-irrelevant society'' hineinzuwachsen, eine Gesellschaftskultur mit verschwindender Bedeutung des Alters. Einige Jungpolitiker haben inzwischen das Wort vom [[Generationenkonflikt]], aus dem heraus sie vielleicht ihre Aktivitäten lebten, auf die Gesellschaft übertragen und begründen mit den Altersunterschieden Forderungen in Steuer-, Finanz- und Kulturpolitik. age-irrelevant society ist englisch für: das [[Alter]] verliert an Bedeutung in vielen oder sogar allen gesellschaftlichen Feldern, Rollen. Demgegenüber beschreibt die [[Gerontologie]] verschiedene Formen des '''Altersbildes''' – wie wird das Altern, das Älterwerden von der übrigen Gesellschaft und von der betroffenene Person wahrgenommen? Kann dieses jeweilige Altersbild Einfluss auf weitere Entscheidungen nehmen? | Vor wenigen Jahren, nach Hippie-Kultur, Weltraumtourismus und Handyboom schien alles für Alle möglich. Mann und Frau glaubte fast in eine ''age-irrelevant society'' hineinzuwachsen, eine Gesellschaftskultur mit verschwindender Bedeutung des Alters. Einige Jungpolitiker haben inzwischen das Wort vom [[Generationenkonflikt]], aus dem heraus sie vielleicht ihre Aktivitäten lebten, auf die Gesellschaft übertragen und begründen mit den Altersunterschieden Forderungen in Steuer-, Finanz- und Kulturpolitik. age-irrelevant society ist englisch für: das [[Alter]] verliert an Bedeutung in vielen oder sogar allen gesellschaftlichen Feldern, Rollen. Demgegenüber beschreibt die [[Gerontologie]] verschiedene Formen des '''Altersbildes''' – wie wird das Altern, das Älterwerden von der übrigen Gesellschaft und von der betroffenene Person wahrgenommen? Kann dieses jeweilige Altersbild Einfluss auf weitere Entscheidungen nehmen? | ||
== Das Altersbild in früheren Gesellschaften == | |||
Solange nur wenig Menschen das Greisenalter erreichten, schwankten die abendländischen Kulturen in seiner Einschätzung beträchtlich. Die Ausnahme wurde altersmäßig ganz unterschiedlich angesiedelt und ganz unterschiedlich prinzipiell positiv oder negativ, qualifiziert. Ob jemand als „alter Mensch“ tituliert wird, hing nicht von leicht erkennbaren und stabilen Merkmalen der Person sondern eher von der umgebenden Gesellschaft ab. | Solange nur wenig Menschen das Greisenalter erreichten, schwankten die abendländischen Kulturen in seiner Einschätzung beträchtlich. Die Ausnahme wurde altersmäßig ganz unterschiedlich angesiedelt und ganz unterschiedlich prinzipiell positiv oder negativ, qualifiziert. Ob jemand als „alter Mensch“ tituliert wird, hing nicht von leicht erkennbaren und stabilen Merkmalen der Person sondern eher von der umgebenden Gesellschaft ab. | ||
Die positive Einschätzung mag insgesamt seltener gewesen sein. Sie gehörte eher in die vornehme Literatur, spiegelte vermutlich die Einstellung der ökonomisch gesicherten Oberschicht zum Alter wieder und begünstigte die Wahrung der bürgerlichen Autorität alter Menschen. | Die positive Einschätzung mag insgesamt seltener gewesen sein. Sie gehörte eher in die vornehme Literatur, spiegelte vermutlich die Einstellung der ökonomisch gesicherten Oberschicht zum Alter wieder und begünstigte die Wahrung der bürgerlichen Autorität alter Menschen. Es wurde angenommen: Das Alter ist weiser, abgeklärter, erfahrener, nachsichtiger, milder, friedlicher, freier und heiterer als die Jugend. Beispiel das Wort Patriarch. | ||
Es wurde angenommen: Das Alter ist weiser, abgeklärter, erfahrener, nachsichtiger, milder, friedlicher, freier und heiterer als die Jugend. Beispiel das Wort Patriarch. | |||
Daneben gibt es auch die relativ neutrale Bezeichnung des Alten als etwas Bekanntem gegenüber der Neuerung, dem Jungen. Z.B. in den Begriffen alte und neue Welt für Europa und dem neu entdeckten Amerika, konservative und junge veränderungswillige Partei. | Daneben gibt es auch die relativ neutrale Bezeichnung des Alten als etwas Bekanntem gegenüber der Neuerung, dem Jungen. Z.B. in den Begriffen alte und neue Welt für Europa und dem neu entdeckten Amerika, konservative und junge veränderungswillige Partei. Dagegen aber auch der verklärende Ausdruck die gute alte Zeit. | ||
Dagegen aber auch der verklärende Ausdruck die gute alte Zeit. | |||
Die Komödienschreiber fügten dieser Litanei den Spott auf den charakterlichen Zerfall aller alten Menschen hinzu. Sie zeichneten die Alten fast durchwegs als eigensinnig, launisch, lächerlich, geizig, lüstern, als nahezu verblödet, aber dennoch verschlagen, als machtgierig und mißtrauisch bis zum Exzeß. | Die Komödienschreiber fügten dieser Litanei den Spott auf den charakterlichen Zerfall aller alten Menschen hinzu. Sie zeichneten die Alten fast durchwegs als eigensinnig, launisch, lächerlich, geizig, lüstern, als nahezu verblödet, aber dennoch verschlagen, als machtgierig und mißtrauisch bis zum Exzeß. All diese Kennzeichnungen sind nicht nur bei Molière (18. Jhdt., Fr.) anzutreffen. Für das Erzielen komischer Effekte eigneten sie sich prächtig. Man lachte über das Alter auf Kosten der Alten. | ||
All diese Kennzeichnungen sind nicht nur bei Molière (18. Jhdt., Fr.) anzutreffen. Für das Erzielen komischer Effekte eigneten sie sich prächtig. Man lachte über das Alter auf Kosten der Alten. | |||
<br> | |||
==negatives Altersbild allgemein== | == negatives Altersbild allgemein == | ||
Das '''negatives Altersbild''' (engl: Ageism) wertet alte Personen ab. Soll etwas abgewertet werden, wird es „alt“ genannt. Eine teuflische Wechselwirkung. In der Mode vergleichbar ''altmodisch, altbacken, von gestern'' gegenüber modern, neumodisch. Aber wo kauft sich die 76jährige ein junges Ego? | |||
Eine besondere Rolle kommt heute der Werbung und den Massenmedien zu, die das Negativbild aufgreifen und dadurch die Diskriminierung weiter verstärken oder sich bemühen es abzubauen. Ihre Präsenz im Alltag von uns allen kann historisch durchaus mit der Rolle der Kirche im Mittelalter verglichen werden. Es fehlen doch nur noch die Werbespots bei der Trauerfeier. Die Ansichten über die Alten haben sich im Laufe der Geschichte häufig gewandelt. Es finden sich Achtung und Ächtung. Auch die Überbetonung von jung, modern, fortschrittlich kann unausgesprochen das Altgewordenen herabsetzen. | |||
Doch jetzt, mit einer zahlenmäßig noch nie dagewesenen „Vergreisung“ der Gesellschaft, könnten neuartige Machtkämpfe zwischen den Jungen und Alten entstehen. Einige Journalisten und Schriftsteller haben dafür bereits das Wort Generationenkrieg erfunden und benutzen es so reißerisch falsch wie in den Jahrzenten zuvor den Spruch Sex sells (Mit einem Busen auf der Titelseite geht alles). | |||
Mit dem Begriff „ageism“ (auf deutsch schwingt da mit: Abwertung des Alters bzw. von alten Menschen, Negativbild, Altendiskriminierung) benannte der amerikanische Gerontologe R. Butler 1969 erstmals wissenschaftlich das in der Literatur schon jahrhundertealte Klischee von den nutzlosen, senilen, starrsinnigen und altmodischen Alten, durch das heute ein Fünftel oder Viertel unserer Gesellschaft immer noch in die Rolle einer Randgruppe gedrängt wird. Zu Unrecht, wie gerontologische ForscherInnen seit S. [http://de.wikipedia.org/wiki/Simone_de_Beauvoir de Beauvoir] betonen. | |||
'''Alt sein''' wird als Makel empfunden, wenn es auch nicht überall einheitlich verstanden wird: Personen zwischen 18 und 34 Jahren halten 43jährige für alt, älter als 65jährige ziehen diese Grenze erst bei 78 Jahren. Und für den 86jährigen sind die anderen 80jährigen alt.… | |||
Altersbild bzw. '''Altersbildnis''' meint in der klassischen Malerei in der Regel ein Selbstporträt eines Künstlers, das mit seinen Porträts aus früheren Jahren verglichen werden kann. Übrigens meistens in einem ganz anderen Stil gemalte Bilder. | |||
== Altersbild heute == | |||
Auch im Theater kommt es ständig zu Reproduktionen von Altersbildern verschiedenster Schriftsteller. Eher ungewöhnich ist dieser Titel einer Produktion: ''Nie wieder achtzig!'', die immer noch in München "live" zu sehen ist. Im Mai 2008 hatte es [[Dieter Hildebrandt]] geschafft. Er wurde 81 Jahre alt. Seit diesem Geburtstag kann der Altmeister des deutschen Kabaretts mit Fug und Recht behaupten, "nie wieder achtzig" werden zu wollen. Und der Titel für seine nächste Tour? "Schon wieder neunzig!" Ein anderes Beispiel gibt Johannes Heesters mit seinen 100 Jahren. | Die Wirklichkeit: Häufig mündlich gebrauchte Ausdrücke für alte Menschen in der BRD: Alte, Senioren, Ruheständler, Rentner, Veteranen, sie erlebt gerade den Zweiten Frühling, altes Eisen, oder unverhüllt direkt als Schimpfwörter: alter Esel, alter Narr, alter Sack, alter Wein, Liste Alzheimer, Generation der 68er, Grufties. | ||
Zur Wahrnehmung des Alters im Fernsehen und Zeitungen gibt es einige Untersuchungen. Hier auch ein positives Beispiel: Der [http://de.wikipedia.org/wiki/Egon_Erwin_Kisch Egon-Erwin-Kisch]-Preis ist für Journalisten eine wichtige Auszeichnung. 1997 erhielt den 3. Preis (10 000 DM) Stephan Lebert von der Süddeutschen Zeitung für sein Porträt einer 81 Jahre alten Münchnerin, die in ein Altenheim zieht. | |||
Auch im Theater kommt es ständig zu Reproduktionen von Altersbildern verschiedenster Schriftsteller. Eher ungewöhnich ist dieser Titel einer Produktion: ''Nie wieder achtzig!'', die immer noch in München "live" zu sehen ist. Im Mai 2008 hatte es [[Dieter Hildebrandt]] geschafft. Er wurde 81 Jahre alt. Seit diesem Geburtstag kann der Altmeister des deutschen Kabaretts mit Fug und Recht behaupten, "nie wieder achtzig" werden zu wollen. Und der Titel für seine nächste Tour? "Schon wieder neunzig!" Ein anderes Beispiel gibt Johannes Heesters mit seinen 100 Jahren. | |||
== negatives Altersbild der einzelnen Person == | |||
Nicht nur in den Augen der Jungen ist das vorherrschende Bild der Alten negativ: Auch die Betroffenen selbst übernehmen unbewußt das Vorurteil, das '''Fremdbild''' – ein Vorgang, der für viele soziale Minderheiten typisch ist. | Nicht nur in den Augen der Jungen ist das vorherrschende Bild der Alten negativ: Auch die Betroffenen selbst übernehmen unbewußt das Vorurteil, das '''Fremdbild''' – ein Vorgang, der für viele soziale Minderheiten typisch ist. | ||
Die Vorstellung, jeder Mensch habe '''ein''' abrufbares „Altersbild“ parat, das sich irgendwo zwischen „negativ“ und „positiv“ klar einordnen läßt, geht wahrscheinlich an der Lebenswirklichkeit vorbei. Es ist eher diffus, unbestimmt. Und es lässt sich von der Umgebung beeinflussen. | Die Vorstellung, jeder Mensch habe '''ein''' abrufbares „Altersbild“ parat, das sich irgendwo zwischen „negativ“ und „positiv“ klar einordnen läßt, geht wahrscheinlich an der Lebenswirklichkeit vorbei. Es ist eher diffus, unbestimmt. Und es lässt sich von der Umgebung beeinflussen. Aber je älter ein Mensch wird, um so wahrscheinlicher ist die Konfrontation des Fremdbildes mit der subjektiven Auffassung vom eigenen Altern. Mensch redet dabei ja nicht mehr über andere, sondern denkt automatisch (auch) an sich und die eigenen Veränderungen im Lauf der Zeit. | ||
Aber je älter ein Mensch wird, um so wahrscheinlicher ist die Konfrontation des Fremdbildes mit der subjektiven Auffassung vom eigenen Altern. Mensch redet dabei ja nicht mehr über andere, sondern denkt automatisch (auch) an sich und die eigenen Veränderungen im Lauf der Zeit. | |||
Negativ kann diese Sicht zusätzlich beeinflusst werden durch falsche Vergleiche aus dem Alltag mit Abfall, Müll, biologischem Zerfall. | Negativ kann diese Sicht zusätzlich beeinflusst werden durch falsche Vergleiche aus dem Alltag mit Abfall, Müll, biologischem Zerfall. | ||
Jeder Mensch kennt ganz verschiedene Altersbilder, die er auch je nach situativer Erfordernis einsetzt. So dient die Selbstbezeichnung als „alt“ bei der Beantragung eines „Seniorenpasses“ | Jeder Mensch kennt ganz verschiedene Altersbilder, die er auch je nach situativer Erfordernis einsetzt. So dient die Selbstbezeichnung als „alt“ bei der Beantragung eines „Seniorenpasses“ (Bahncard, Rabattkarte der Bundesbahn) oder einer „Altenwohnung“, bei aufzuteilenden Gartenarbeiten oder dem „ernsten Wort“ mit den „Kindern“ ganz unterschiedlichen Zwecken. So vielfältig kann der transportierte Sinn sein, dass man durch Abfragen von Aussagen zu allgemeinen Items einer Umfrage über das ''Alter'' oder ''alte Menschen'' dem inneren „Kino“ über das Altwerden gar nicht gerecht werden kann. | ||
So vielfältig kann der transportierte Sinn sein, dass man durch Abfragen von Aussagen zu allgemeinen Items einer Umfrage über das ''Alter'' oder ''alte Menschen'' dem inneren „Kino“ über das Altwerden gar nicht gerecht werden kann. | |||
Und für den 86jährigen aus obigem Beispiel sind die anderen 80jährigen alt, weil seine Erfahrung ihn lehrt, dass sie mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit körperlich nicht so fitt sind wie 30jährige. Da dieselbe Person aber sich selbst als gesund erleben kann, ist diese (quasi [[ | Und für den 86jährigen aus obigem Beispiel sind die anderen 80jährigen alt, weil seine Erfahrung ihn lehrt, dass sie mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit körperlich nicht so fitt sind wie 30jährige. Da dieselbe Person aber sich selbst als gesund erleben kann, ist diese (quasi [[Epidemiologie|epidemiologische]]) Altersdefinition für sie selbst nicht zutreffend. Also keine gelebte Schizophrenie sondern hier gilt der Satz, '''ich bin so alt, wie ich mich fühle'''. | ||
Das subjektive Altersbild ist also die Sicht der einzelnen Person auf ihr eigens Altwerden und das der Altersgenossen. | Das subjektive Altersbild ist also die Sicht der einzelnen Person auf ihr eigens Altwerden und das der Altersgenossen. | ||
==Auswirkungen des Altersbildes== | == Auswirkungen des Altersbildes == | ||
Die Ergebnisse einer Befragung zu Erwartungen an das Leben im Alter weisen darauf hin, dass Menschen im mittleren Lebensalter das Leben im Alter insgesamt etwas positiver bewerten als ältere Menschen, die selbst schon in dieser Lebensphase stehen. Für das Altersbild ist dabei nicht entscheidend ob es unbedingt richtig ist, ob es auf Erfahrung basiert oder „nur“ ein Vorurteil ist. Wichtig ist daran, dass es ausdrückt, welche Überzeugung jemand hat - und nach der wird sie/er sich bei plötzlich anstehenden Entscheidungen wahrscheinlich eher richten als nach irgendwelchen wissenschaftlich korrekt bewiesenen Tatsachen. | |||
Es kann auch ein politisches Klima erzeugt werden, in dem sich fast niemand mehr traut zu sagen, dass seine Eltern doch noch ganz vernünftige Leute sind. … dass sein Grossvater kein Pflegeheim benötigt. … und es ganz angenehm ist, wenn ich mal von meiner verstorbenen Tante überraschend xx tausend Euro erben kann. | |||
<br> | |||
== Psychologisches Alter == | |||
Das ist die subjektive Bestimmung des Alters aufgrund des Bildes, das der Mensch von sich selbst und seiner Leistungsfähigkeit hat. Das Älterwerden gehört zu den elementaren Erfahrungen der Menschen. | Das ist die subjektive Bestimmung des Alters aufgrund des Bildes, das der Mensch von sich selbst und seiner Leistungsfähigkeit hat. Das Älterwerden gehört zu den elementaren Erfahrungen der Menschen. | ||
Der Lebenssinn wird dadurch beeinflußt. Altern ist auch ein mehrdimensionaler Prozeß, der sich aus unterschiedlichen Aspekten zusammensetzt. | Der Lebenssinn wird dadurch beeinflußt. Altern ist auch ein mehrdimensionaler Prozeß, der sich aus unterschiedlichen Aspekten zusammensetzt. | ||
Es läuft bei den verschiedenen Personen sehr verschieden ab. | Es läuft bei den verschiedenen Personen sehr verschieden ab. | ||
== Die neuen Alten, ein positives Altersbild ? == | |||
Aber Achtung, vielleicht steckt sogar hinter dem neuen positiven Altersbild - gesunde, aktive, kulturell bewegliche, integrierte und ökonomisch durchgängig gut gestellte Alte - ein verstecktes Negativ-Image. Es soll von den betroffenen Erwachsenen als Vorbild akzeptiert werden. Mensch ist nicht alt, mensch gehört zur Konsumentengruppe der Bestager, der [[Silver Ager]], Mick Jagger Generation, Master Consumers und Woopies (well off old People), silvereconomy-europe. Und jedermann/jedefrau soll dem durch Abstreifen falscher Einstellungen und ein wenig persönliche Willenskraft nachfolgen. Kaufe und werde jung. Wellness als Ersatz für Tourismus. Aktivismus statt Nachdenklichkeit oder Trauer über Verluste. Hektik statt Genuss? | |||
Das sind vorerst offene Fragen. '''Wir erleben es – gerade jetzt'''. | |||
== | == Literatur == | ||
*Ursula Biermann: ''„Der Alte stirbt doch sowieso.“ Der alltägliche Skandal im Medizinbetrieb.'' Herder Verlag, Freiburg, 2009. 198 Seiten. | |||
*Rainer Böhme, Petra Bruns, Werner Bruns: ''Die Altersrevolution. Wie wir in Zukunft alt werden.'' Aufbau Verlag, Berlin, 2007. ISBN 3351026447, | |||
*Franziska Kalch: ''Alte Damen.'' Neugebauer, Zürich, 2008. 36 Seiten. ISBN 9783865660879 (Ein Bilderbuch. Die Autorin versucht direkt das Altersbild von Kindern durch das Vorzeigen positiver Beispiele aktiven [[Alter]]ns zu beeinflussen) | |||
*[http://www.altern-in-deutschland.de/de/materialienbaende/materialienbaende.html ''Bilder des Alterns im Wandel'']. Historische, interkulturelle, theoretische und aktuelle Perspektiven, Altern in Deutschland, Band 1, 2009, 248 Seiten. | |||
*Hans Peter Tews, 1991: ''Altersbilder. Über Wandel und Beeinflussung von Vorstellungen und Einstellungen zum Alter.'' KDA Forum Band 16. Köln. 152 S. ISBN | |||
*H P Tews, 1994: ''Alter zwischen Entpflichtung, Belastung und Verpflichtung'', in: Günter Verheugen (Hrsg.) 60 plus. Die wachsende Macht der Älteren. Köln. ISBN | |||
*Karsten Thormaehlen (Fotograf), Peter Gross (Autor), Barbara Hardinghaus (Autor), Sebastian Gaiser (Herausgeber u. Autor), Tobias Wall (Autor): ''Jahrhundertmensch: Fotografien von Karsten Thormaehlen.'' Verlag Moonblinx Publishing; 2008. 160 Seiten. ISBN 3000250964. Dazu gibt es auch ein Ausstelllungsprojekt mit überlebensgroßen Portraits (zwischen 2006 und 2008 in Berlin, Potsdam und Umgebung fotografierte [[Hundertjähriger|Hundertjährige]]). | |||
*„Specials“ zum Thema Altwerden gibt es von FAZ, Süddt. Ztg, Spiegel und wahrscheinlich auch Ihrer Tageszeitung um die Ecke mindestens einmal im Jahr. | |||
* | |||
== Weblinks == | |||
*http://www.66.dieseniorenmesse.de | |||
* http://www.66.dieseniorenmesse.de | *[http://www.altern-in-deutschland.de ''Altern in Deutschland'']. Projekt zur Erforschung der alternden Gesellschaft mit Focus Alterbilder. | ||
* [http://www.altern-in-deutschland.de ''Altern in Deutschland'']. Projekt zur Erforschung der alternden Gesellschaft mit Focus Alterbilder. | *[http://www.zu-daily.de/daily/zuruf/2013/Die-Rebellen-Rentner.php Dietrich Wagner und die Rebellen-Rentner] (in [[Zu-daily]]) | ||
* [http://www.zu-daily.de/daily/zuruf/2013/Die-Rebellen-Rentner.php Dietrich Wagner und die Rebellen-Rentner] (in [[ | *http://www.feierabend.de | ||
* http://www.feierabend.de | *kda-Pressemitteilung zur [http://www.kda.de/german/showarticles.php?id_art=231 ''Altersdiskriminierung - (k)ein Thema'']''!?''] (Dazu weitere [http://www.forum-seniorenarbeit.de/ Links bei: forum-seniorenarbeit.de]) | ||
* kda-Pressemitteilung zur [http://www.kda.de/german/showarticles.php?id_art=231 ''Altersdiskriminierung - (k)ein Thema]!?''] (Dazu weitere [http://www.forum-seniorenarbeit.de/ Links bei: forum-seniorenarbeit.de]) | *Christian Carls: ''[http://www.kritische-gerontologie.de/carls1.htm Das Neue Altersbild.]'' (Illustrationen und Interpretationen zur Inszenierung wissenschaftlicher Aufgeklärtheit in vorurteilsumnachteter Gesellschaft.) | ||
* Christian Carls: ''[http://www.kritische-gerontologie.de/carls1.htm Das Neue Altersbild.]'' (Illustrationen und Interpretationen zur Inszenierung wissenschaftlicher Aufgeklärtheit in vorurteilsumnachteter Gesellschaft.) | *http://www.silvereconomy-europe.org | ||
* http://www.silvereconomy-europe.org | *http://www.ReifeMaerkte.de | ||
*http://www.ReifeMaerkte.de | *http://www.Senio.de | ||
* http://www.Senio.de | *Maria Freilich: ''[http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/452023 Nette alte Menschen Oma und Opa von A bis Z]'' (Artikel über das Altersbild junger Menschen in der Süddeutsch. Ztg. vom 23. Okt. 2008) | ||
* Maria Freilich: ''[http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/452023 Nette alte Menschen | *[http://www.johannes-heesters.de/bio.htm Biografie über und mit Bildern von J. Heesters] (Zugriff Sept. 2009) | ||
* [http://www.johannes-heesters.de/bio.htm Biografie über und mit Bildern von J. Heesters] (Zugriff Sept. 2009) | *[http://www.mario-vogelsteller.de/blog/definition-senioren/2010/06/ Definitionen des Begriff 'Senior'] (bei mario-vogelsteller.de) | ||
* [http://www.mario-vogelsteller.de/blog/definition-senioren/2010/06/ Definitionen des Begriff 'Senior'] (bei mario-vogelsteller.de) | |||
==Siehe auch== | == Siehe auch == | ||
*[[Alter]] | |||
*[[Alter]] | |||
*[[Lebenserwartung]] | *[[Lebenserwartung]] | ||
*[[NIC]] NOC … <!-- | |||
<br> | |||
{{aus Pflegewiki|Altersbild}} | |||
<br> | |||
[[Clusteranalyse]], [[Cluster]] | |||
Bei diesem statistischen Verfahren werden die Einzelelemente nach bestimmten Ähnlichkeiten mit anderen Elementen in Gruppen (Clustern) zusammengefasst. | |||
[[Deskriptor]] | |||
Ein Deskriptor ist ein Kenn- oder Schlüsselwort, durch das der Inhalt einer Information charakterisiert wird und das zur Bestimmung von Daten im Speicher eines Computers dient. Damit der Nutzer auf die einzelnen Klassen eines Klassifikationssystems zugreifen zu kann, werden sie hierarchisch oder anderweitig systematisch angeordnet und durch einen Deskriptor repräsentiert. | |||
[[DRG]] | |||
Die Diagnosis Related Groups (DRG) stellen ein pauschaliertes Vergütungssystem dar. Das bedeutet, dass die stationären und teilstationären Krankenhausfälle in medizinisch sinnvolle, nach ihrem ökonomischen Aufwand vergleichbare DRG-Gruppen eingeteilt werden. | |||
Evaluation 1) [[Evaluation]] (Evaluierung) bedeutet im Allgemeinen die Bewertung/Beurteilung von Prozessen, Outcomes und Organisationseinheiten. Nach Reischmann (2003) umfasst Evaluation das Erfassen und Bewerten von Prozessen und Ergebnissen zur Wirkungskontrolle, Steuerung und Reflexion. Für eine Evaluation werden Daten systematisch erhoben und dokumentiert, um die Untersuchung, das Vorgehen und die Ergebnisse nachvollziehbar und überprüfbar zu machen. Eine Evaluation soll bestimmte Gütekriterien erfüllen: Objektivität, Reliabilität, Validität, Ökonomie und Normierung. | |||
2) In Bezug auf den Pflegeprozess bedeutet Evaluation, dass die durchgeführten Pflegemaßnahmen daraufhin bewertet und geprüft werden, inwieweit die Pflegeziele erreicht wurden. | |||
[[evidenzbasiert]]e Pflege [[ebn]] | |||
Durch Studien belegte evidenzbasierte Pflege und Medizin führt zur Formulierung von Standards (Leitlinien), nach denen Mitarbeiter einer Berufsgruppe ggf. sogar gesetzlich verbindlich ihre Behandlung richten müssen. | |||
[[Generische Relation]] | |||
Die generische Relation, auch Abstraktionsrelation genannt, ist eine hierarchische Relation zwischen zwei Begriffen, von denen der untergeordnete Begriff alle Merkmale des übergeordneten Begriffs übernimmt und noch mindestens ein zusätzliches Merkmal umfasst. | |||
[[Gleichgeordneter Begriff]] | |||
Gleichgeordnete Begriffe haben einen gemeinsamen Oberbegriff und sind gleich viele Knoten vom obersten Begriffsknoten entfernt, d. h. sie liegen auf demselben Begriffsniveau. | |||
[[Hierarchie]] | |||
Eine Hierarchie bezeichnet ein System von Elementen, die einander über- bzw. untergeordnet sind, sodass jedem Element nur höchstens ein anderes unmittelbar übergeordnet ist. Bezogen auf soziale Systeme sind Hierarchien oft mit Verhältnissen von Herrschaft und Autorität verbunden - beispielsweise der Entscheidungsstruktur in einem Unternehmen. Hierarchien werden auch allgemein zur Ordnung von Objekten zum Beispiel in einer Systematik verwendet. Formal lässt sich die Struktur einer Hierarchie als Baum beschreiben. Bildlich werden Hierarchien häufig mit einer Pyramide verglichen. | |||
[[Klassifikation]] u. [[Klassifikationssystem]] | |||
Eine Klassifikation ist ein Ordnungsprinzip, das Sachgebiete in einzelne getrennte Sachverhalte einteilt, die man als Klassen bezeichnet. Die einzelnen Klassen sind disjunkt, d. h. sie schließen sich gegenseitig aus. Die Klassen können unterschiedlich große Sachverhalte abdecken. Jede Klasse wird durch einen Deskriptor repräsentiert. Auch wenn die Klassen disjunkt sind, kann eine Dokumentationseinheit mehreren Klassen zugeordnet werden. Ein '''Klassifikationssystem''' ist dem entsprechend ein Ordnungssystem, das Elemente nach bestimmten Kriterien klassifiziert. Ein Klassifikationssystem muss vollständig sein, d. h. alle zum Theme gehörigen Sachverhalte müssen in dem System abgebildet/auffindbar sein. | |||
Klinischer Behandlungspfad | |||
Der klinische Behandlungspfad bildet den Prozess aller ärztlichen, pflegerischen, diagnostischen und therapeutischen Leistungen ab, die eine Gruppe von Patienten mit einer bestimmten Diagnose oder Therapie im Verlauf einer Abklärung und/oder Behandlung aufgrund von Vorgaben (evidence based medicine) erhalten sollte. | |||
[[Kongruenz]] | |||
bedeutet „Echtheit“, auch „Selbstaufrichtigkeit" oder „Stimmigkeit". Kongruenz setzt in der Humanistischen Psychologie eine gereifte Persönlichkeit voraus, welche sich nicht hinter einer Rolle oder Fassade verstecken muss, sondern sich wahrhaftig in eine Situation einbringen kann. Kongruentes Verhalten zeichnet sich z. B. dadurch aus, dass verbale Äußerungen mit Gestik, Mimik, Tonfall usw. übereinstimmen. | |||
[[NIC]] | |||
Die '''Nursing Intervention Classification''' (Abkrzg. NIC, auf deutsch ''Klassifikation zur Abbildung von Pflegeinterventionen'') wird seit 1987 an der University of Iowa entwickelt. Die vierte Auflage von 20xx der NIC beinhaltet 514 Interventionen. Jeder dort definierten Intervention sind wählbare Einzelaktivitäten zugeordnet. | |||
[[NOC]] | |||
Die Klassifikation der Pflegeergebnisse NOC (Nursing Outcomes Classification) ist eine Klassifikation zur Beschreibung von Pflegeergebnissen sowie zur Überprüfung der Wirksamkeit von Pflegeinterventionen. Sie wird seit 1991 an der University of Iowa entwickelt. Die Klassifikation beinhaltet 330 Ergebnisse, wobei jedem Ergebnis eine 5-Punkte-Likertskala und ein Set von Ergebnisindikatoren zugeordnet sind. | |||
[[Objektivität]] u. [[Objekt]] | |||
Ein ''Objekt'' ist zunächst eine Sache oder ein Sachverhalt, die/der in einem bestimmten Anwendungskontext eine Bedeutung besitzt. Alle Objekte besitzen eine Identität und sollen unterscheidbar sein. ''Objektivität'' bezeichnet ein Prinzip der [[wissenschaft|wissenschaftlichen]] Forschung, das darauf gerichtet ist, in den von ihr abgebildeten Aussagen, Theorien, Thesen u. a. die Realität objektiv und nicht nur subjektiv aus der Sicht einer Person widerzuspiegeln. Im weiteren Sinne spricht man dann von der ''Objektivität von Aussagen und Theorien'', wenn für ihre Aufstellung nicht (zumindest nicht vordergründig) subjektive Wünsche, Meinungen, Neigungen, Vorurteile maßgeblich sind, sondern nachvollziehbare Sachverhalte, auf die sich die Aussagen, Theorien etc. beziehen. | |||
Objektorientierte Programmierung | |||
ist ein Verfahren zur Strukturierung von Computerprogrammen, bei dem zusammengehörige Daten und die darauf arbeitende Programmlogik zu Einheiten zusammengefasst werden, den so genannten Objekten. | |||
Objektorientierung | |||
Objektorientierung bedeutet, dass Beziehungen zwischen Objekten hergestellt werden. Die Objekte vereinen in sich sowohl Datenstruktur als auch Verhalten. | |||
[[Outcome]]-Messung - Outcome = Ergebnis, Resultat einer Verfahrensweise | |||
Die durch die Dokumentation des Pflegeprozesses gewonnenen Daten geben z. B. Aufschluss über die Wirkungsweise der Maßnahmen und den voraussichtlichen weiteren pflegerischen Bedarf. Die Outcome-Messung stellt ein wichtiges Instrument des Qualitätsmanagements dar. | |||
Partitive Hierarchie | |||
Von einer partitiven Hierarchie wird gesprochen, wenn die Struktur dadurch entsteht, dass ein Ganzes in seine Einzelteile zerlegt wird. | |||
pflegediagnosebezogener Behandlungspfad | |||
ENP® ist eine Pflegefachsprache, mit deren Hilfe eine klinische Beurteilung der aktuellen und potentiellen Gesundheitsprobleme und Lebensprozesse in Form einer Pflegediagnose erfasst werden kann. Auf der Grundlage der klinischen Beurteilung der Pflegediagnosen und Ressourcen des Individuums werden Pflegeziele und Pflegeinterventionen ausgewählt, um so den pflegerischen Behandlungspfad abzubilden. | |||
Pflegefachsprache | |||
Pflegefachsprachen / Eine Fachsprache dient der zielgerichteten Kommunikation über die Inhalte eines Fachgebiets. Eine Pflegefachsprache enthält meist disziplinspezifische Pflegekonzepte in einer für die Spezialisten eindeutigen Sprache, die durch Pflegeexperten festgelegt, überprüft und praktiziert worden sind. | |||
[[Pluralismus]] | |||
Unter Pluralismus versteht man eine Theorie, nach der die Wirklichkeit aus vielen selbstständigen Prinzipien besteht, denen kein gemeinsames Grundprinzip zugrunde liegt. | |||
[[ | --> | ||
[[ | <br> | ||
{{aus Pflegewiki|Altersbild}} | |||
<br> | |||
[[Category:Gerontologie]] [[Category:Altenpflege]] |
Aktuelle Version vom 4. Januar 2024, 11:55 Uhr
Altersbild - das Bild das sich Junge von alten Menschen machen, aber genauso auch das Bild ....
- - das Bild das sich Ältere von anderen alten Menschen machen
Beides sind "Fremdbilder". Mensch denkt über andere nach. Jedoch hat so ein Fremdbild ja auch Auswirkungen darauf, wie mensch sich selbst wahrnimmt oder zumindest denkt, dass andere einen wahrnehmen. Es gibt also zwischen Fremdbild und Selbstbild eine Wechselwirkung.
Vor wenigen Jahren, nach Hippie-Kultur, Weltraumtourismus und Handyboom schien alles für Alle möglich. Mann und Frau glaubte fast in eine age-irrelevant society hineinzuwachsen, eine Gesellschaftskultur mit verschwindender Bedeutung des Alters. Einige Jungpolitiker haben inzwischen das Wort vom Generationenkonflikt, aus dem heraus sie vielleicht ihre Aktivitäten lebten, auf die Gesellschaft übertragen und begründen mit den Altersunterschieden Forderungen in Steuer-, Finanz- und Kulturpolitik. age-irrelevant society ist englisch für: das Alter verliert an Bedeutung in vielen oder sogar allen gesellschaftlichen Feldern, Rollen. Demgegenüber beschreibt die Gerontologie verschiedene Formen des Altersbildes – wie wird das Altern, das Älterwerden von der übrigen Gesellschaft und von der betroffenene Person wahrgenommen? Kann dieses jeweilige Altersbild Einfluss auf weitere Entscheidungen nehmen?
Das Altersbild in früheren Gesellschaften
Solange nur wenig Menschen das Greisenalter erreichten, schwankten die abendländischen Kulturen in seiner Einschätzung beträchtlich. Die Ausnahme wurde altersmäßig ganz unterschiedlich angesiedelt und ganz unterschiedlich prinzipiell positiv oder negativ, qualifiziert. Ob jemand als „alter Mensch“ tituliert wird, hing nicht von leicht erkennbaren und stabilen Merkmalen der Person sondern eher von der umgebenden Gesellschaft ab.
Die positive Einschätzung mag insgesamt seltener gewesen sein. Sie gehörte eher in die vornehme Literatur, spiegelte vermutlich die Einstellung der ökonomisch gesicherten Oberschicht zum Alter wieder und begünstigte die Wahrung der bürgerlichen Autorität alter Menschen. Es wurde angenommen: Das Alter ist weiser, abgeklärter, erfahrener, nachsichtiger, milder, friedlicher, freier und heiterer als die Jugend. Beispiel das Wort Patriarch.
Daneben gibt es auch die relativ neutrale Bezeichnung des Alten als etwas Bekanntem gegenüber der Neuerung, dem Jungen. Z.B. in den Begriffen alte und neue Welt für Europa und dem neu entdeckten Amerika, konservative und junge veränderungswillige Partei. Dagegen aber auch der verklärende Ausdruck die gute alte Zeit.
Die Komödienschreiber fügten dieser Litanei den Spott auf den charakterlichen Zerfall aller alten Menschen hinzu. Sie zeichneten die Alten fast durchwegs als eigensinnig, launisch, lächerlich, geizig, lüstern, als nahezu verblödet, aber dennoch verschlagen, als machtgierig und mißtrauisch bis zum Exzeß. All diese Kennzeichnungen sind nicht nur bei Molière (18. Jhdt., Fr.) anzutreffen. Für das Erzielen komischer Effekte eigneten sie sich prächtig. Man lachte über das Alter auf Kosten der Alten.
negatives Altersbild allgemein
Das negatives Altersbild (engl: Ageism) wertet alte Personen ab. Soll etwas abgewertet werden, wird es „alt“ genannt. Eine teuflische Wechselwirkung. In der Mode vergleichbar altmodisch, altbacken, von gestern gegenüber modern, neumodisch. Aber wo kauft sich die 76jährige ein junges Ego?
Eine besondere Rolle kommt heute der Werbung und den Massenmedien zu, die das Negativbild aufgreifen und dadurch die Diskriminierung weiter verstärken oder sich bemühen es abzubauen. Ihre Präsenz im Alltag von uns allen kann historisch durchaus mit der Rolle der Kirche im Mittelalter verglichen werden. Es fehlen doch nur noch die Werbespots bei der Trauerfeier. Die Ansichten über die Alten haben sich im Laufe der Geschichte häufig gewandelt. Es finden sich Achtung und Ächtung. Auch die Überbetonung von jung, modern, fortschrittlich kann unausgesprochen das Altgewordenen herabsetzen.
Doch jetzt, mit einer zahlenmäßig noch nie dagewesenen „Vergreisung“ der Gesellschaft, könnten neuartige Machtkämpfe zwischen den Jungen und Alten entstehen. Einige Journalisten und Schriftsteller haben dafür bereits das Wort Generationenkrieg erfunden und benutzen es so reißerisch falsch wie in den Jahrzenten zuvor den Spruch Sex sells (Mit einem Busen auf der Titelseite geht alles).
Mit dem Begriff „ageism“ (auf deutsch schwingt da mit: Abwertung des Alters bzw. von alten Menschen, Negativbild, Altendiskriminierung) benannte der amerikanische Gerontologe R. Butler 1969 erstmals wissenschaftlich das in der Literatur schon jahrhundertealte Klischee von den nutzlosen, senilen, starrsinnigen und altmodischen Alten, durch das heute ein Fünftel oder Viertel unserer Gesellschaft immer noch in die Rolle einer Randgruppe gedrängt wird. Zu Unrecht, wie gerontologische ForscherInnen seit S. de Beauvoir betonen.
Alt sein wird als Makel empfunden, wenn es auch nicht überall einheitlich verstanden wird: Personen zwischen 18 und 34 Jahren halten 43jährige für alt, älter als 65jährige ziehen diese Grenze erst bei 78 Jahren. Und für den 86jährigen sind die anderen 80jährigen alt.…
Altersbild bzw. Altersbildnis meint in der klassischen Malerei in der Regel ein Selbstporträt eines Künstlers, das mit seinen Porträts aus früheren Jahren verglichen werden kann. Übrigens meistens in einem ganz anderen Stil gemalte Bilder.
Altersbild heute
Die Wirklichkeit: Häufig mündlich gebrauchte Ausdrücke für alte Menschen in der BRD: Alte, Senioren, Ruheständler, Rentner, Veteranen, sie erlebt gerade den Zweiten Frühling, altes Eisen, oder unverhüllt direkt als Schimpfwörter: alter Esel, alter Narr, alter Sack, alter Wein, Liste Alzheimer, Generation der 68er, Grufties.
Zur Wahrnehmung des Alters im Fernsehen und Zeitungen gibt es einige Untersuchungen. Hier auch ein positives Beispiel: Der Egon-Erwin-Kisch-Preis ist für Journalisten eine wichtige Auszeichnung. 1997 erhielt den 3. Preis (10 000 DM) Stephan Lebert von der Süddeutschen Zeitung für sein Porträt einer 81 Jahre alten Münchnerin, die in ein Altenheim zieht.
Auch im Theater kommt es ständig zu Reproduktionen von Altersbildern verschiedenster Schriftsteller. Eher ungewöhnich ist dieser Titel einer Produktion: Nie wieder achtzig!, die immer noch in München "live" zu sehen ist. Im Mai 2008 hatte es Dieter Hildebrandt geschafft. Er wurde 81 Jahre alt. Seit diesem Geburtstag kann der Altmeister des deutschen Kabaretts mit Fug und Recht behaupten, "nie wieder achtzig" werden zu wollen. Und der Titel für seine nächste Tour? "Schon wieder neunzig!" Ein anderes Beispiel gibt Johannes Heesters mit seinen 100 Jahren.
negatives Altersbild der einzelnen Person
Nicht nur in den Augen der Jungen ist das vorherrschende Bild der Alten negativ: Auch die Betroffenen selbst übernehmen unbewußt das Vorurteil, das Fremdbild – ein Vorgang, der für viele soziale Minderheiten typisch ist.
Die Vorstellung, jeder Mensch habe ein abrufbares „Altersbild“ parat, das sich irgendwo zwischen „negativ“ und „positiv“ klar einordnen läßt, geht wahrscheinlich an der Lebenswirklichkeit vorbei. Es ist eher diffus, unbestimmt. Und es lässt sich von der Umgebung beeinflussen. Aber je älter ein Mensch wird, um so wahrscheinlicher ist die Konfrontation des Fremdbildes mit der subjektiven Auffassung vom eigenen Altern. Mensch redet dabei ja nicht mehr über andere, sondern denkt automatisch (auch) an sich und die eigenen Veränderungen im Lauf der Zeit.
Negativ kann diese Sicht zusätzlich beeinflusst werden durch falsche Vergleiche aus dem Alltag mit Abfall, Müll, biologischem Zerfall.
Jeder Mensch kennt ganz verschiedene Altersbilder, die er auch je nach situativer Erfordernis einsetzt. So dient die Selbstbezeichnung als „alt“ bei der Beantragung eines „Seniorenpasses“ (Bahncard, Rabattkarte der Bundesbahn) oder einer „Altenwohnung“, bei aufzuteilenden Gartenarbeiten oder dem „ernsten Wort“ mit den „Kindern“ ganz unterschiedlichen Zwecken. So vielfältig kann der transportierte Sinn sein, dass man durch Abfragen von Aussagen zu allgemeinen Items einer Umfrage über das Alter oder alte Menschen dem inneren „Kino“ über das Altwerden gar nicht gerecht werden kann.
Und für den 86jährigen aus obigem Beispiel sind die anderen 80jährigen alt, weil seine Erfahrung ihn lehrt, dass sie mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit körperlich nicht so fitt sind wie 30jährige. Da dieselbe Person aber sich selbst als gesund erleben kann, ist diese (quasi epidemiologische) Altersdefinition für sie selbst nicht zutreffend. Also keine gelebte Schizophrenie sondern hier gilt der Satz, ich bin so alt, wie ich mich fühle.
Das subjektive Altersbild ist also die Sicht der einzelnen Person auf ihr eigens Altwerden und das der Altersgenossen.
Auswirkungen des Altersbildes
Die Ergebnisse einer Befragung zu Erwartungen an das Leben im Alter weisen darauf hin, dass Menschen im mittleren Lebensalter das Leben im Alter insgesamt etwas positiver bewerten als ältere Menschen, die selbst schon in dieser Lebensphase stehen. Für das Altersbild ist dabei nicht entscheidend ob es unbedingt richtig ist, ob es auf Erfahrung basiert oder „nur“ ein Vorurteil ist. Wichtig ist daran, dass es ausdrückt, welche Überzeugung jemand hat - und nach der wird sie/er sich bei plötzlich anstehenden Entscheidungen wahrscheinlich eher richten als nach irgendwelchen wissenschaftlich korrekt bewiesenen Tatsachen.
Es kann auch ein politisches Klima erzeugt werden, in dem sich fast niemand mehr traut zu sagen, dass seine Eltern doch noch ganz vernünftige Leute sind. … dass sein Grossvater kein Pflegeheim benötigt. … und es ganz angenehm ist, wenn ich mal von meiner verstorbenen Tante überraschend xx tausend Euro erben kann.
Psychologisches Alter
Das ist die subjektive Bestimmung des Alters aufgrund des Bildes, das der Mensch von sich selbst und seiner Leistungsfähigkeit hat. Das Älterwerden gehört zu den elementaren Erfahrungen der Menschen.
Der Lebenssinn wird dadurch beeinflußt. Altern ist auch ein mehrdimensionaler Prozeß, der sich aus unterschiedlichen Aspekten zusammensetzt.
Es läuft bei den verschiedenen Personen sehr verschieden ab.
Die neuen Alten, ein positives Altersbild ?
Aber Achtung, vielleicht steckt sogar hinter dem neuen positiven Altersbild - gesunde, aktive, kulturell bewegliche, integrierte und ökonomisch durchgängig gut gestellte Alte - ein verstecktes Negativ-Image. Es soll von den betroffenen Erwachsenen als Vorbild akzeptiert werden. Mensch ist nicht alt, mensch gehört zur Konsumentengruppe der Bestager, der Silver Ager, Mick Jagger Generation, Master Consumers und Woopies (well off old People), silvereconomy-europe. Und jedermann/jedefrau soll dem durch Abstreifen falscher Einstellungen und ein wenig persönliche Willenskraft nachfolgen. Kaufe und werde jung. Wellness als Ersatz für Tourismus. Aktivismus statt Nachdenklichkeit oder Trauer über Verluste. Hektik statt Genuss?
Das sind vorerst offene Fragen. Wir erleben es – gerade jetzt.
Literatur
- Ursula Biermann: „Der Alte stirbt doch sowieso.“ Der alltägliche Skandal im Medizinbetrieb. Herder Verlag, Freiburg, 2009. 198 Seiten.
- Rainer Böhme, Petra Bruns, Werner Bruns: Die Altersrevolution. Wie wir in Zukunft alt werden. Aufbau Verlag, Berlin, 2007. ISBN 3351026447,
- Franziska Kalch: Alte Damen. Neugebauer, Zürich, 2008. 36 Seiten. ISBN 9783865660879 (Ein Bilderbuch. Die Autorin versucht direkt das Altersbild von Kindern durch das Vorzeigen positiver Beispiele aktiven Alterns zu beeinflussen)
- Bilder des Alterns im Wandel. Historische, interkulturelle, theoretische und aktuelle Perspektiven, Altern in Deutschland, Band 1, 2009, 248 Seiten.
- Hans Peter Tews, 1991: Altersbilder. Über Wandel und Beeinflussung von Vorstellungen und Einstellungen zum Alter. KDA Forum Band 16. Köln. 152 S. ISBN
- H P Tews, 1994: Alter zwischen Entpflichtung, Belastung und Verpflichtung, in: Günter Verheugen (Hrsg.) 60 plus. Die wachsende Macht der Älteren. Köln. ISBN
- Karsten Thormaehlen (Fotograf), Peter Gross (Autor), Barbara Hardinghaus (Autor), Sebastian Gaiser (Herausgeber u. Autor), Tobias Wall (Autor): Jahrhundertmensch: Fotografien von Karsten Thormaehlen. Verlag Moonblinx Publishing; 2008. 160 Seiten. ISBN 3000250964. Dazu gibt es auch ein Ausstelllungsprojekt mit überlebensgroßen Portraits (zwischen 2006 und 2008 in Berlin, Potsdam und Umgebung fotografierte Hundertjährige).
- „Specials“ zum Thema Altwerden gibt es von FAZ, Süddt. Ztg, Spiegel und wahrscheinlich auch Ihrer Tageszeitung um die Ecke mindestens einmal im Jahr.
Weblinks
- http://www.66.dieseniorenmesse.de
- Altern in Deutschland. Projekt zur Erforschung der alternden Gesellschaft mit Focus Alterbilder.
- Dietrich Wagner und die Rebellen-Rentner (in Zu-daily)
- http://www.feierabend.de
- kda-Pressemitteilung zur Altersdiskriminierung - (k)ein Thema!?] (Dazu weitere Links bei: forum-seniorenarbeit.de)
- Christian Carls: Das Neue Altersbild. (Illustrationen und Interpretationen zur Inszenierung wissenschaftlicher Aufgeklärtheit in vorurteilsumnachteter Gesellschaft.)
- http://www.silvereconomy-europe.org
- http://www.ReifeMaerkte.de
- http://www.Senio.de
- Maria Freilich: Nette alte Menschen Oma und Opa von A bis Z (Artikel über das Altersbild junger Menschen in der Süddeutsch. Ztg. vom 23. Okt. 2008)
- Biografie über und mit Bildern von J. Heesters (Zugriff Sept. 2009)
- Definitionen des Begriff 'Senior' (bei mario-vogelsteller.de)
Siehe auch
- NIC NOC …